Krefelder bei den Olympischen Spielen: Oskar Deecke/Linus Butt - Hockey-Gold ist keine Utopie
Olympia ist für das Duo vom Crefelder HTC Neuland. Das deutsche Team gehört wieder zu den Topfavoriten.
Krefeld. Mit der Hockey-Nationalmannschaft will Oskar Deecke (Crefelder HTC) bei den Olympischen Spielen in London ganz oben auf dem Treppchen stehen. Schon seit Montag ist der 26-Jährige in der englischen Hauptstadt. Eine Woche hat er Zeit, das Olympische Dorf kennenzulernen und die Atmosphäre aufzusaugen, bevor es am 30. Juli zum ersten Duell mit Belgien kommt. Der 26-Jährige weiß, wie wichtig es ist, trotz der vielen neuen Reize fokussiert zu bleiben: „Wir dürfen nicht schon in der Vorrunde an die Medaillen denken“, sagt Deecke.
Dies ist bei einem Blick auf die schwere Vorrundengruppe des deutschen Teams leicht zu beherzigen. Denn mit den Niederlanden und Indien haben die Hockey-Asse zwei Mitfavoriten vor der Brust. Dem entsprechend tief stapelt Deecke: „Wir müssen diese starke Gruppe erst überstehen, dann sehen wir weiter.“
Vor den hohen Erwartungen in der Heimat und dem Rummel hat der gebürtige Hamburger keine Angst. „Da denkt man nicht dran. Das ist nicht anders als bei Weltmeister- oder Europameisterschaften.“ Als mehrfacher Welt- und Europameister spricht Deecke aus Erfahrung. Über 120 Spiele hat er im Nationaltrikot absolviert. Doch Olympia ist für ihn Neuland.
Seiner Treffsicherheit und seinem starken Vorhandschlag verdankte Deecke die Nominierung. Statistisch trifft Deecke fast in jedem zweiten Spiel. Auch privat kann sich der passionierte Jäger auf seine Instinkte verlassen. Doch die Jagdausflüge werden wohl in Zukunft seltener werden. Denn nach Olympia wartet die nächste Herausforderung auf den diplomierten Sportwissenschaftler. Er wechselt zum Club de Campo Madrid.
Der zweite CHTC-Spieler in London ist Linus Butt. Weil Bundestrainer Markus Weise den 25-Jährigen nur im erweiterten Kader sieht, ist der gebürtige Kempener auf Abruf dabei. Sollte sich einer der Konkurrenten in der Abwehr verletzten, würde Butt ins Team rutschen. Verstecken braucht er sich mit seinen 82 Länderspieleinsätzen in puncto Routine vor den Mitbewerbern nicht. CHTC-Vorsitzender Dirk Wellen machte seinem Schützling bei der Verabschiedung in Richtung England schon mal Mut: „Spätestens in der zweiten Woche bist du im Team.“
Tipps gab es bei der Verabschiedung auch von seinem großen Vorbild und ehemaligem Nationalspieler Klaus Michler, der selbst die Goldmedaille für Deutschland holte. Doch auch in der Familie hat Linus jede Menge Vorbilder. Schließlich ist Papa Kevan Vize-Chef des Crefelder Hockey und Tennis Clubs sowie Team-Manager des Bundesligateams. Dazu stürmt Bruder Alan für die Krefelder. Olympia ist für Linus ein großer Traum und er ist mit vollem Einsatz mit dabei. „Der Spielmodus ist wie bei einer Weltmeisterschaft, aber das Prestige ist viel höher. Es ist wichtig, dass man sich über die Dimension im Klaren ist“, sagt Linus Butt.
Was ihn in London auf und neben dem Feld erwartet, davon konnten ihm die Teamkollegen schon einiges berichten. „Ganz entspannt“ geht der Medizinstudent ins Turnier. „Das wird eine tolle Erfahrung“, freut sich Butt.
Mit einer Prognose für das Nationalteam hält er sich zurück. Zwar wurde Deutschland in Peking 2008 Olympiasieger und 2011 half Butt selbst mit, den Europameistertitel zu holen, doch Australien sei der Top-Favorit auf den Titel, erklärt Butt. Aus der eher durchwachsenen Saison in der Bundesliga mit dem CHTC will der Verteidiger die positiven Erlebnisse mitnehmen. Da boten die Lehrgänge mit der Nationalmannschaft eine willkommene Ablenkung, um den Kopf für die Olympischen Spiele frei zu bekommen.