Tokio 2020/2021 Olympia-Traum von Krefelder Ruderin lebt
Krefeld · Die Verschiebung der Spiele von Tokio ins Jahr 2021 trifft Michaela Staelberg hart – aber sie will nun auch weiter alles auf das eine große Ziel abstimmen.
„Wie geht es jetzt weiter? Das ist eine gute Frage, die momentan keiner so wirklich beantworten kann“, lautet ein Zitat von Michaela Staelberg auf der Instagram-Seite rudern.de, in dem es weiter heißt: „Eins ist klar: Mein Traum von Olympia lebt immer noch.“ Die Nachricht hinsichtlich der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio hat die Ruderin des Crefelder Ruderclubs verdaut. In den vergangenen Jahren hat sie alles auf Tokio 2020 ausgerichtet. Bei jedem Schritt, jeder Trainingsminute, jedem Wettkampf war Olympia mindestens im Hinterkopf präsent. „Mein Ziel war schon zum Greifen nah. Mich trifft das richtig hart“, sagt Staelberg. Trotz aller Enttäuschung teilt sie die Entscheidung der Verantwortlichen: „Es ist richtig, dass die Spiele jetzt nicht stattfinden. Ich möchte an einem Olympia teilnehmen, bei dem Leute zusammenkommen sowie faire Wettkämpfe gegeben sind und die Trainingsvoraussetzungen der vergangenen Wochen ausschlaggebend für den Erfolg sind.“
Die Olympia-Verschiebung, in den Sommer 2021, ist der vorläufige negative Höhepunkt einer Achterbahnfahrt der Gefühle, die Staelberg in den ersten Monaten dieses Jahres durchlebt hat. Der Jahresauftakt ist geprägt von schweißtreibender Trainingsarbeit. Erst Anfang März fanden die letzten Entscheidungswettkämpfe um die Besetzung der deutschen Boote statt. Aus Sicht von Staelberg mit Erfolg, sie wird für das Paradeboot, den Doppelvierer, nominiert. Das letzte und entscheidende Etappenziel auf dem Weg Richtung Olympia ist erreicht. Etliche kleinere Etappenziele musste die 25-Jährige zuvor meistern. So musste Staelberg vor rund eineinhalb Jahren nach Berlin ziehen, das war Voraussetzung, da das Kadertraining am Leistungsstützpunkt in der Bundeshauptstadt stattfindet.
Mit Ausbruch der Corona-Pandemie musste natürlich auch die Trainingsstätte der Ruderer geschlossen werden. Damit wurden sämtliche Athleten des Deutschen Ruderverbandes ins Homeoffice beziehungsweise Hometraining geschickt. Staelbergs strikter Trainingsplan wurde, soweit möglich, eins zu eins an die neue Situation angepasst. „Ich habe einen Trainingsrhythmus von 2,5 Tagen. Ich trainiere zwei Tage voll, dann einen halben Tag und das sieben Tage pro Woche“, erklärt Staelberg. Ein normaler Trainingstag der Krefelderin beinhaltet drei Einheiten. Um 7.30 Uhr die erste vor dem Frühstück, die zweite danach und die dritte nach dem Mittagessen. Mit dem nötigen Trainingsequipment wurde Stealberg versorgt. „Ich habe einen Ergometer und einen Rollentrainer für mein Rennrad bekommen“, erzählt sie. Zudem geht die Athletin des CRC soweit möglich laufen und führt einen Krafttrainingsplan durch, der genau auf ihre Wohnung abgestimmt wurde. Die Trainingsmotivation leidet erwartungsgemäß unter der Situation. „In manchen Momenten ist es schwierig, sich zu pushen“, gibt Staelberg zu, die jedoch den passenden Joker für diese Problematik parat hat. Ihre Mitbewohnerin Carlotta Nwajide ist gleichzeitig ihre Trainingspartnerin. Nwajide hat sich ebenfalls einen Platz im Doppelvierer gesichert.
Ihre Liebe für den Ruder-Sport entdeckt Staelberg vor 13 Jahren. Nach sieben Jahren Leistungsschwimmen bei der SG Bayer Wuppertal/Uerdingen/Dormagen wechselt sie aus dem Wasser ins Ruderboot. Im Alter von zwölf Jahren wird Staelberg Mitglied beim Crefelder Ruderclub. Ihrem Heimatverein ist sie bis heute sehr verbunden und dankbar. Staelberg: „Ich habe dem Verein viel zu verdanken, er stand immer hinter mir. In Zukunft möchte ich meinem Verein etwas zurückgeben, wenn nicht als Athletin, dann in anderer Funktion.“ Nach dem Abitur im Sommer 2014 zieht es Staelberg nach Dortmund, um am dortigen Leistungsstützpunkt zu trainieren. Der Traum von der Teilnahme an den Olympischen Spielen lebt zu dieser Zeit bereits. Zwei Jahre vor ihrem Umzug nach Dortmund sorgen ihre Schwestern beziehungsweise die Lebenspartner derer für eine Initialzündung. Kristof Wilke und Richard Schmidt, jene Lebenspartner, rudern 2012 bei den Spielen in London im Deutschland-Achter zu Gold. „Als ich das gesehen habe, habe ich gedacht, das möchte ich auch mal erleben“, sagt Staelberg.
Für ihren großen Traum – Olympia-Teilnahme gekrönt mit einer Medaille – hat Staelberg auch beruflich alles genauestens abgestimmt. Staelberg ist bei der Bundeswehr Sportsoldatin und so zu 100 Prozent für ihren Sport freigestellt.
Unabhängig davon absolviert sie ein Psychologie-Studium, für das sie in den kommenden Wochen deutlich mehr Zeit hat als gedacht. Doch der Olympia-Traum lebt weiter, auch wenn er länger dauert als erhofft.