Schwimmen: Drei Monate für die Rettung
Aufschwung soll am Tag der offenen Tür eingeläutet werden.
Uerdingen. Wer jetzt bei den Schwimmsportfreunden Aegir in Uerdingen Mitglied wird, braucht keine Aufnahmegebühr zu zahlen und auch keine Umlage, wenn die beschlossen werden sollte. Mit Spannung blicken die Mitglieder auf den Tag der offenen Tür am Sonntag.
Der soll es bringen. Zwar milderte der stellvertretende Vorsitzende Dirk Boll im Laufe der außerordentlichen Mitgliederversammlung seine Aussage ab, wenn am Sonntag nicht 200 Neue zu verbuchen seien, könne man abends das Tor und damit auch den Verein schließen, doch Aegir sei auf jeden Fall auf Zuwachs angewiesen.
Für Sonntag wird das Becken noch mal geheizt, dann wird die Wassertemperatur wieder dem Sommer überlassen - so denn kein Mitgliederaufschwung einsetzt. Insolvenzverwalter Eberhard Stock, der seit dem 15. Mai die Geschäfte führt, sagte den rund 200 Aegir-Mitgliedern, die sich vor der untergehenden Sonne auf der Terrasse versammelt hatten, eine Zeit von bis zu drei Monaten zu, um eine Lösung zu finden. Die zweite Rate der Mitgliedsbeiträge will er auf jeden Fall einziehen, eine Umlage soll anschließend weiterhelfen.
Und mäßig heizen will er das Wasser auch, damit der Schwimmbetrieb weitergehen kann. Das akute Loch, so rechnete Dirk Boll vor, betrage 25000 Euro. Wenn der Vereinsbetrieb bis Ende des Jahres ohne erkennbare Verbesserungen weiterlaufe, sei ein Defizit von 100000 Euro zu erwarten. Deshalb habe der Vorstand am 15. Mai seine Zahlungsunfähigkeit angemeldet, nachdem Fusionsgespräche mit dem benachbarten SV Bayer Uerdingen acht Tage zuvor abgebrochen worden seien.
Bezirksbürgermeister Elmar Jakubowski deutete die Zeichen der frühsommerlichen Versammlung so: "Aegir wird sich selbst helfen." Ein Gespräch mit Currenta-Chef Dresely - Currenta ist der Betreiber des Bayer-Chemieparks - über die weitere Belieferung mit Heizungsdampf sei allerdings erfolglos gewesen: "Die wollen 18000 Euro haben."
Für Jakubowski war es interessant, über welche Detailkenntnisse über den Aegir-Verein man bei Currenta und dem SV Bayer verfüge. Auch der Insolvenzverwalter schließt die Absicht einer "feindlichen Übernahme" seitens des Nachbarvereins nicht aus. Aber: "Das gegenwärtige Problem ist mit einer Umlage zu bewältigen", kündigte Stock an. Die Rettung von Aegir werde allerdings länger dauern als einen Tag der offenen Tür. Der Jurist, der auch dem KFC schon geholfen hat, war jedenfalls auch am Schluss der Versammlung nicht pessimistisch.
