Sport So waren die Paralympics in Rio aus Krefelder Sicht

Christoph Müller aus Hüls war der einzige Krefelder bei den Paralympics. Der Bundestrainer im Rollstuhl-Tennis will in Zukunft kürzer treten.

Christoph Müller bei den Paralympics in Brasilien.

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Krefeld. Die weißen Strände der Copacabana, der Nobelvorort Ipanema, die Christo-Statue oder auch die heruntergekommenen Favelas, dieser Kontrast zwischen Arm und Reich — Christoph Müller hat während der Paralympischen Spiele nicht nur den Sport im Auge gehabt.

Der Bundestrainer für Rollstuhl-Tennis hat seine drei Wochen in Brasilien auch genutzt, um die 6,3-Millionen-Stadt Rio de Janeiro unter touristischen Gesichtspunkten zu erleben. Vergangene Woche kehrte der Hülser mit der Olympiamannschaft der Behinderten zurück — auch für die Sportler mit Handicap hatte die Lufthansa extra den „Siegerflieger“ geschickt, der bereits die deutsche Olympia-Mannschaft der Nichtbehinderten aus Rio zurück nach Frankfurt gebracht hatte.

Müller sagt: „Es war sehr beeindruckend. Im Vorfeld gab es viele negative Schlagzeilen. Nichts davon aber ist eingetroffen. Es war ein positives Fest. Die Lebensfreude der Brasilianer hat die kleinen Mängel überdeckt.“ Der Tennislehrer betreute die Rollstuhl-Spielerin Katharina Krüger. Ihr Traum vom Edelmetall aber endete im Achtelfinale gegen die Chinesin Huimin Huang. Müller: „Das war keine Überraschung. Die Chinesin war gegen internationale Konkurrenz in diesem Jahr ohne Niederlage. An diesem Tag war ein Sieg unmöglich.“

Der Krefelder blickte danach auch über den Tellerrand hinaus, unterstützte andere Sportler wie die Schwimmer, die Basketballer oder die Tischtennis-Akteure. Der Teamgedanke ist für Müller wichtig. Vor allem aber die Heiterkeit der Cariocas, der Einwohner Rios, bleibt Müller in guter Erinnerung, auch wenn er die Kehrseiten der Millionenstadt zu sehen bekam: „Die Ticketpreise wurden gesenkt. Wir hatten mehr Zuschauer als bei den Olympischen Spielen. Die Leute haben gemerkt: Das sind unsere Spiele.“ In Rio traf sich Müller noch mit einem Hülser Freund aus Schulzeiten, der nun in der Metropole lebt — zwei Hülser am Zuckerhut. Die Welt ist manchmal wirklich klein.

Einen Vergleich mit den Spielen in London will der Krefelder gar nicht erst ziehen. Er spricht von einem „Fest“, nicht von Wettkämpfen. „Jedes Fest steht für sich. Die Brasilianer waren temperamentvoller, die Engländer organisierter. Es waren beides Weltspiele. Das Größte, was man einem Sportler bieten kann. Ich bin zutiefst dankbar, dabei gewesen zu sein.“ Hat der Behindertensport nun Sympathien gewonnen bei diesen Spielen? Müller ist sicher: „Die Aufmerksamkeit hat zugenommen. Man hat gesehen, dass Vollprofis am Start waren. Auch in Deutschland hat man über die Leistungen gestaunt.“

Und nun? Was ist mit den Paralympics in Tokio 2020 in vier Jahren? Müller zögert: „Ich glaube nicht daran. Das kann ich mir momentan nicht vorstellen. Ich muss das alles erst mal sacken lassen. Ich möchte international kürzer treten nach zehn Jahren als Bundestrainer.“ National aber will Müller weiter coachen. Wie zum Beispiel bei seinem Heimatverein Hülser SV.

Runter von der Weltbühne, zurück in den beschaulichen Krefelder Norden. Dort will er ab diesem Herbst als Trainer arbeiten. Auch für Menschen mit Behinderung, versteht sich.