Sie machen der Lok Dampf

Die 17 Mitglieder des Vereins Dampfeisenbahn Niederrhein sanieren eine 23 Meter lange Lokomotive aus dem Zweiten Weltkrieg.

Krefeld. Die gewaltige Maschine ist ganz schön marode. Bleche sind verrostet, Schrauben sitzen fest, Teile fehlen. "Sie hat aber einen guten Kern", versichert Frank Haeger vom Verein Dampfeisenbahn Niederrhein (DEN). "Und die Radreifen sind in Ordnung." Die schwere Güterzugdampflok mit Tender steht im Ringlokschuppen des Bahnbetriebswerks an der Dießemer Straße westlich des Hauptbahnhofs.

Haeger und seine Freunde haben sich etwas in den Kopf gesetzt: In zwei Jahren soll die Lok wieder laufen und Sonderzüge über möglichst romantische Schienenwege ziehen. "20 Jahre lang stand die Lok im Freien. Da ist es kein Wunder, dass sie so aussieht", erläutert Stefan Niehues, der regelmäßig Schraubenschlüssel, Hämmer, Drahtbürsten und Entroster in die Hand nimmt, abends Hände wie Gesicht schwarz hat und kaum einen Fortschritt sieht.

Die 17 Mitglieder, die der Verein zur Zeit hat, arbeiten nach dem Prinzip "Jeder, wie er kann." Haeger: "Das entspricht etwa zwei Vollzeitstellen." Einige Helfer könnten sie noch brauchen.

Mit einer Diesellok war das nicht mehr dampfende Ungetüm in einer 15 Stunden währenden Aktion mit einer Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern bei ständiger Angst um ein knirschendes Lager von Salzgitter-Kleinmahner nach Krefeld geschleppt worden. Ein Eisenbahnliebhaber, der in Spanien wohnt, hat die Maschine erworben und sie den Krefeldern anvertraut.

Die Zugmaschine wurde 1943 in Berlin als Kriegslok in einfacher Form gebaut und 1962 in Stendal saniert, dort erhielt sie auch ihre noch immer gültige Nummer 528064, die stolz vorn auf dem Kessel prangt. Sie fuhr 30 Jahre lang für die Deutsche Reichsbahn durch die DDR, bis sie 1992 am letzten Standort Bautzen ausgemustert wurde. Bald soll sie im neuen Glanz erstrahlen.

Bis dahin wollen einige Dampflokfreunde auch den Lokomotivführerschein machen. Heizer sind mehrere schon. Der Tender, der 30 Kubikmeter Wasser und zehn Tonnen Kohlen fasst, ist in der Waggonfabrik Uerdingen gebaut worden, weiß Jürgen Schütze, der die Ära der Dampflokomotiven noch nicht für beendet hält. Es gebe inzwischen Exemplare mit weniger Schadstoffausstoß als Dieselmaschinen. Zudem könne man Dampfloks mit regenerativer Energie befeuern.

Das 23 Meter lange Lok-Tender-Gespann wiegt bis zu 148 Tonnen, jede Achse bringt 16 Tonnen auf die Schienen. "Das ist wenig genug, um auch auf Nebenstrecken fahren zu dürfen", sagt Schütze. Frank Haeger sieht sie schon unter Dampf: "Die Lok ist robust und unkompliziert". Bis dahin will der DEN "etappenweise denken" und einen Schritt nach dem anderen tun. Immerhin sind erste Teile schon mit Lack bestrichen worden.