WZ-Bus: Angst um die Gesundheit
Die Chrom-Nickel-Studie beschäftigt die Anwohner. Sie machen der Politik schwere Vorwürfe.
Krefeld-Stahldorf. Seitdem erste Ergebnisse der Chrom-Nickel-Studie vorliegen, gibt es in der Umgebung des Edelstahlwerkes an der Oberschlesienstraße kein anderes Thema, über das mehr gesprochen wird. Am WZ-Bus diskutierten die Betroffenen den Stand der Dinge.
Marion Linder leidet seit 25 Jahren an einer Nickel-Chrom-Allergie. Was der direkte Kontakt mit den Metallen bei ihr verursacht, kann sie regelmäßig sehen und fühlen: Hautausschlag. "Wie sieht es aber aus, wenn ich das einatme?", fragt sie sich. "Ich habe keine Antwort darauf." Worauf sie noch keine Antwort hat: "Mich würde interessieren, wie die Werte heute aussehen, die TKN verlassen."
Auch ihr Mann Uwe Linder räumt zwar ein, dass "die viel getan haben" in den vergangenen Jahren. "Wir wollen dem Werk ja nichts." Aber über den aktuellen Zustand wollten die Anwohner der Limburgstraße ("Wir sind die ersten, die es abkriegen") von der Firmenleitung informiert werden. Veranstaltungen wie die vom vergangenen Montag seien dagegen "für die Katz’".
Neben altbekannten Informationen habe es höchstens mal zynische Antworten gegeben. Beispielsweise, dass die Schädigung der Schulkinder durch übermäßigen Schokoladengenuss höher sei, als durch die Belastung aus dem Werk. Zudem kritisiert Marion Linder, dass die Werte der mittlerweile kleinen Messstation nicht wie angekündigt regelmäßig abzurufen seien: "Die Ergebnisse stehen nicht täglich im Internet."
Iris Kottsieper wohnt an der Gladbacher Straße und damit etwas weiter abseits. Aber wenn sie am Wochenende mit ihrem Hund durch den Park ginge, bemerke sie häufig eine "rötliche Staubwolke". "Ich habe das Gefühl, da kommt Rost mit heraus." Krankheiten hätten sie und ihr 15-jähriger Sohn zwar nicht. "Aber man weiß natürlich nicht, wie die Spätfolgen sind."
Heinrich Dappers wird in Kürze 90 Jahre alt. Mehr als 50 Jahre davon hat er im Edelstahlwerke gearbeitet. "In all den Jahren hatte ich Chrom und Nickel in meinem Körper. Geschadet hat es mir nicht: Eine schwere Krankheit hatte ich bis bis heute nicht." Bei Allergien müsse festgestellt werden, wodurch sie ausgelöst wurden, als sie alle dem Edelstahlwerk anzukreiden.
In Sichtweite von Tor 2 des Edelstahlwerkes wohnt Mirko Tot, der 37 Jahre auf der Oberschlesienstraße einen Imbiss betrieben hat. "Natürlich hätte ich lieber einen Park vor der Türe. Allerdings ist im Vergleich zum Zustand vor 35 Jahren die die Luft heute hier so sauber wie an der Nordsee.
Wenn eine bessere Filterung der Luft zu akzeptablen Bedingungen möglich ist, sollte Thyssen-Krupp-Nirosta verpflichtet werden, dies zu tun. Sollte es allerdings dazu führen, dass der Laden zu gemacht wird und 4000 Familien zum Sozialhilfefall werden, bin ich dagegen."
Karl Nuyken bestätigt ihn. "Das Thema wird ausgehen wie das Hornberger Schießen. Es wird ohne Ergebnis bleiben, weil TKN das Druckmittel Arbeitsplätze hat."
Dass eine Verunsicherung unter den Eltern der Kinder in Stahldorf vorhanden ist, kann Andreas von Kondratowicz bestätigen. Er ist Leiter der Stahldorfschule, die in Sichtweite des Edelstahlwerkes liegt. Der Unmut hätte vermieden werden können, wenn früher über die Studie informiert worden wäre. "Es hat zwei Jahre gedauert, bis Ergebnisse vorlagen."
TKN macht er keine Vorwürfe. "Bei den Nachbarschaftsdialogen ist das Unternehmen von Termin zu Termin transparenter geworden. Auch bei den jetzt stattgefundenen Info-Veranstaltungen ist meiner Meinung nach keine Frage offen geblieben."
Enttäuscht von der Landes- und Kommunalpolitik sowie der Krefelder Stadtverwaltung ist Heinz Fladt. "Wir wären heute nicht so weit, wenn nicht wir als Anwohner so viel Druck gemacht hätten. Sowohl die Landes- und Kommunalpolitiker als auch das Umwelt- und Gesundheitsamt haben kaum Druck erzeugt. Keiner hat sich einmal tiefer in das Thema eingearbeitet, die Unwissenheit ist dadurch groß." Gespannt ist Fladt auf den 22. April, wenn der Umweltausschuss die Studie beraten soll.
Ein Gebäude, an dem am ehesten etwas passieren muss in Sachen Emissionsschutz, hat Bärbel Rudolf ausgemacht. "An der Einmündung der Thyssenstraße steht eine Halle, in der angeliefert und geschmolzen wird. Diese Halle muss besser abgedichtet werden. Das fordern wir seit Jahren."