Beauty-Workshop für Behinderte: Verwöhnen statt Routinepflege

Behinderte Frauen genießen einen Beauty-Workshop.

Krefeld. „Hmm, Schokolade, das schmeckt sicher lecker. Die will ich haben“. Tanja Gorsch zeigt auf die Packung mit der Feuchtigkeitsmaske für trockene Haut. „Die esse ich gleich auf“, scherzt sie. Tanja Gorsch hatte noch nicht viele Gesichtsmasken in ihrem Leben. Sie wohnt in der Dr.-Ulrich-Lange-Stiftung in Traar, einer Wohnanlage für Körperbehinderte. Dass sie die Welt der Kosmetik nun näher kennenlernt, hat sie Erzieherin Heike Indenhuck zu verdanken. Sie hat im März einen Beauty-Workshop für behinderte Frauen ins Leben gerufen, der seitdem einmal im Monat stattfindet.

„Neun Bewohnerinnen im Alter von 22 bis 65 Jahren nehmen regelmäßig teil. Sie sind alle geistig, körperlich oder mehrfach behindert“, sagt Heike Indenhuck. „Die Frauen sollen sich in dem Kurs als Frau wahrnehmen können und lernen, sich selber wichtig zu nehmen. Das bleibt im Alltag auf der Strecke.“ Statt Routinepflege steht Verwöhnen auf dem Stundenplan.

Für das richtige Wohlfühlambiente ist alles vorbereitet. Duftkerzen verströmen ihr anregendes Aroma. Auf dem großen Tisch stehen Kannen mit Wellness-Tee und Rohkostteller samt Dip zum gesunden Knabbern. „Schönheit kommt von innen“, erinnert die Erzieherin. Alle greifen beherzt zu und lassen es sich schmecken.

Dann beginnt das Pflegeritual. Die Frauen haben die Wahl zwischen einem Händepeeling, einer Gesichtsmaske oder einer Maniküre inklusive Nagellack. Wer möchte, wird sogar von Praktikantin Kira Hermans nach allen Regeln der Kunst geschminkt. Bis zu drei Stunden dauert solch ein Beauty-Workshop.

Manchmal kommen die Frauen dabei ins Plaudern und tauschen sich über private Themen wie Freundschaft und Liebe aus. Heike Indenhuck sieht das als positiven Nebeneffekt an. Denn auch solche Gespräche kommen im Alltag sonst zu kurz.

Am Ende siegt die Neugier. Naschkatze Tanja Morsch streicht mit dem Finger über ihr Gesicht und leckt die zähflüssige Schokoladenmaske mit der Zunge ab. Gar nicht so übel, meint sie. Am meisten freut sie sich aber über ihre schöne weiche Haut. Jetzt fehlt nur noch die richtige Farbe auf den Nägeln.