Kindergarten: Die Natur als Erzieher nutzen

Mit vereinten Kräften haben die Arbeiten am Naturkindergarten begonnen.

Krefeld-Verberg. Zum feierlichen ersten Spatenstich kommen Eltern und Kinder nicht in feiner Garderobe. Sie wollen sich die Händen schmutzig machen. Das Grüppchen, das sich am Samstagvormittag zum ersten Spatenstich eines Naturkindergartens an der Maria-Sohmann-Straße einfindet, ist gut ausgerüstet.

Mit Schaufeln, Hacken, Spaten und anderem Gartenwerkzeug - in großer wie in Kinderausgabe - betreten sie das Grundstück auf dem Heilmannshof. Hier ist kein symbolischer Baubeginn geplant, sondern es soll gleich etwas Nützliches getan werden. Da ein Plastiksandkasten nicht zur Philosophie eines Naturkindergartens passt, fängt man an, auf der Wiese eine Kuhle für Spiele im Sand auszuheben.

Auch die Jüngste, Lotti mit ihren zweieinhalb Jahren, schaut sich genau an, wie die Großen mit einem Spaten umgehen und nutzt ihre gelbe Kinderschaufel in ähnlicher Weise. Kurz sorgt ein frei gegrabener Molch für eine Unterbrechung der Bauarbeiten: Das Tierchen wird bestaunt und dann vorsichtig von zwei Jungen in die Nähe der Niepkuhlen getragen. Schon bei dieser kleinen Aktion zeigt sich, dass die Elterninitiative "Immerland" andere Wege in der Betreuung ihrer Kinder gehen möchte, dass sie Ziele hat, die sie in herkömmlichen Hauskindergärten zu wenig verwirklicht sieht.

"Eltern sind hier willkommen und werden miteinbezogen. Sie leben vor, wie man sich untereinander arrangiert und sind so ein gutes Vorbild für die Kinder", meint Rieken Albertz, deren vierjähriger Sohn ein richtiges "Draußen-Kind" sei und schon von der Kompost-Toilette schwärme, die zum Naturkindergarten gehören wird. Ungewöhnlich ist der große Aufenthaltswagen am Rand der Wiese neben dem Rhododendron-Hain. Der Wagen besitzt eine Teeküche, einen Schlaf- und Spielbereich und die sehnsüchtig erwartete Kompost-Toilette. Es wird eine Gasheizung geben, so dass der Kindergartenbetrieb ganzjährig stattfinden kann.

Man wird sich mit dem Programm an das Wetter anpassen. "Die Natur ist der kompetenteste Erzieher", fasst Roswitha Ordelmans das Konzept der Initiative im Grünen zusammen. "Hier gibt es keine Belohnung, keine Bestrafung, sondern einfach nur die Folgen eines Handelns."

Aber die Drei- bis Sechsjährigen sollen nicht nur als "Waldkinder" aufwachsen: Fahrten mit dem Bus in die Stadt zum Kindertheater oder in die Bücherei sollen unter anderem die Selbstständigkeit fördern. Auch Kontakte zum nahen Altersheim werden gesucht werden.

Jetzt hoffen die Eltern, dass die letzten Hürden bald genommen sind und man sich auf die Eröffnung des Naturkindergartens am 1. August 2010 vorbereiten kann.