Lukaskirche: Eine Zeitzeugin erzählt

Konfirmanden setzten sich mit der NS-Zeit auseinander.

Krefeld. Mit der NS-Zeit haben die 22 Konfirmanden der Lukaskirche in Gartenstadt eigentlich nicht viel zu tun. Doch das soll sich ändern, denn gemeinsam mit Zeitzeugin Ute Stettien erkunden sie die Villa Merländer, die NS-Dokumentationsstelle der Stadt.

Dort merkt man schnell, dass die Geschichte die sonst so coolen Jugendlichen berührt, besonders als Ute Stettien sie mit in den Luftschutzbunker der Villa nimmt: In einem solchen engen Bunker hat sie selbst viel Zeit verbringen müssen. Sie erinnert sich, dass die Fenster verdunkelt werden mussten, damit der Feind kein Licht sah.

Die Zeitzeugin erzählt auch von den geheimen Durchgängen, die bei Gefahr genutzt werden sollten: „Jeder Keller hatte eine Markierung in der Wand, wo man mit einer Spitzhacke einfach einen Durchgang freimachte. Ein Keller war mit dem anderen verbunden, sodass man unentdeckt zum anderen Ende der Straße kam“, erzählt sie. Ehrfürchtig hören die Jugendlichen Ute Stettien zu: „Man merkt im Laufe des Tages, dass die Konfirmanden immer ruhiger und nachdenklicher werden“, sagt sie. Das ist das Ziel der Zeitzeugin: Ihre Geschichten sollen den Jugendlichen unter die Haut gehen.

Begonnen hatte der Projekttag unter dem Motto „Schatten der Vergangenheit“ schon vormittags in der Lukaskirche: Ute Stettin berichtete von verfolgten Menschengruppen während des Nationalsozialismus. Nachmittags fuhr die Gruppe dann zur Villa Merländer. Dort lauschten sie nicht nur ehrfürchtig den Geschichten von Ute Stettien, sondern sie informierten sich auch mithilfe von Anschauungsmaterial über das schwere Schicksal der Juden in Krefeld. „Da es hier um die eigene Stadt geht, können die Jugendlichen besser an das Thema anknüpfen“, sagt Pfarrer Christian Tebbe. Ute Stettien ergänzt: „Anhand von Karten können die Jugendlichen nachvollziehen, wo jüdische Kinder früher in Krefeld gewohnt haben und haben so die Möglichkeit zu sehen, was früher in ihrer Gegend alles Schlimmes geschehen ist.“

Gespannt gingen die Konfirmanden durch die Zimmer der Villa und lasen interessiert die Plakate mit den Geschichten der Kinder. Für den 14-jährigen Christian ist es der erste Kontakt mit der NS-Zeit: „Es sind wirklich grausame Sachen hier in Krefeld passiert, was uns vorher gar nicht so bewusst war“, sagt er. Sein Freund Cedric fügt hinzu: „Wir können echt froh sein, dass wir in der heutigen Zeit leben.“