Paketpost aus Costa Rica: Neue Falter für den Zoo

Per Post sind die ersten verpuppten Falter angekommen, die demnächst durchs Schmetterlingshaus des Zoos fliegen.

Bockum. Die Post ist da. Lang ersehnt ist das unscheinbare Päckchen, das der Bote bringt. Empfänger ist der Zoo. Der Absender sitzt in Costa Rica. Der Inhalt: eher unscheinbar. Zumindest noch. Denn in etwa einer Woche wird der Inhalt schillernd das Schmetterlingshaus bevölkern. 50 Schmetterlingspuppen haben die große Reise von Mittelamerika nach Krefeld hinter sich gebracht.

Vom Karton geht es gleich in die Schlupfhäuser im Schmetterlingshaus. Mit Stecknadeln werden Blauer Morphofalter (oder Himmelsfalter) und Bananenfalter (oder Elefantenfalter) in ihren natürlichen Hüllen an die Bretter der Boxen gehängt. Etwa eine Woche lang werden sie bei derzeit etwa 25 Grad und 70 bis 80 Prozent Luftfeuchtigkeit dort bleiben, bevor sie schlüpfen.

„Es hängt im Prinzip von Alter, Art, Zeit der Verschickung und Temperaturschwankungen ab“, berichtet Julian Hecker, Jahrespraktikant des Zoos, der hier nach dem Sommer als Tierpfleger anfangen wird. „Einen Tag brauchen die geschlüpften Schmetterlinge — die ja richtig eingequetscht waren — etwa, bis sie ihre Flügel aufgepumpt und getrocknet und sich akklimatisiert haben“, erläutert der 20-Jährige, der selbst vier Wochen im Regenwaldhaus, an das das Schmetterlingshaus angelagert ist, gearbeitet hat.

Dabei hatte der Krefelder auch Einblick in die Vorgänge „hinter den Kulissen“. So nennen die Zoomitarbeiter wörtlich einen abgetrennten Teil des Regenwaldhauses, in dem die einzige vom Zoo selbst gezüchtete Schmetterlingsart überwintert. Dort, wo auch von anderen Zoos kommende Tiere, Nachzuchten und Abgabetiere erst einmal in Quarantäne kommen, leben die Passionsblumenfalter, auch Julia-Falter oder Fackel genannt. Sie legen Eier, fressen sich als Raupen durch die Blätter der von den Zoo-Gärntern eigens gezüchteten Passionsblumen, verpuppen sich, schlüpfen — und alles wieder von vorn.

Foto: Bischof

„Hinter den Kulissen“ flattert es, direkt gegenüber von den Terrarien, die derzeit einige schreckhafte Stirnlappenbasilisken (südamerikanischen Echsen) bewohnen, überall in strahlend schönem Orange. In einer mit kleinmaschigem Netz bespannten Kabine machen sich die Passionsblumenfalter über ihre Feinschmecker-Kost, eine Mischung aus Pollen und Honigwasser und frisch aufgeschnittene Früchte, her.

In Kürze können die Falter umziehen. Denn am 28. März, dem ersten Ferien-Sonntag, wird das Schmetterlingshaus wieder eröffnet. Über das Jahr werden in dem 145 Quadratmeter großen, gewächshausähnlichen Gebäude rund 30 bis 40 verschiedene Schmetterlingssorten einziehen. „In der Hauptsaison kommen alle zwei Wochen abwechselnd Postsendungen aus Mittelamerika und Asien“, erzählt Hecker. Die ein bis fünf Zentimeter großen Puppen kommen von einer Zuchtfarm in Costa Rica und einer in Malaysia. Dann flattern, wenn die Saison läuft, absolut etwa zwischen 200 und 250 mittelamerikanische, südamerikanische und asiatische Falter durch die feuchte Luft.

Sie heißen Baumnymphe, Glasflügelfalter, Postbote oder orangegetüpfelter Gelbling. Der Größte ist der Atlasfalter mit seiner Flügel-Spannbreite von etwa 20 Zentimetern. Mit ihnen sind dann demnächst die aktuellen Bewohner des Schmetterlingshauses nicht mehr allein. Denn dort haben sich tatsächlich, obwohl es hier im Winter Minusgrade gibt, ein paar erstaunlich widerstandsfähige Exemplare durchgekämpft.