„Young Classics Service“: Eine Werkstatt für Mercedes-Fans
Wagen aus den Jahren 1950 bis 1980 werden beim „Young Classics Service“ von Spezialisten wieder fit gemacht.
Gartenstadt. Der knallig rote Mercedes Pagode 250 SL glänzt nur von der Hebebühne. Mehrere Wochen schon. Es dauert, bis das 1968 gebaute Auto wieder fährt. „Wenn man keine Zeit hat, muss man die Finger von solchen Klassikern lassen“, sagt Wilhelm Grimmer. Mit viel Sorgfalt und Fachwissen widmen sich er und sein Team in der Mercedes-Werkstatt an der Magdeburger Straße alten Fahrzeugen mit dem Stern.
Wagen ab Baujahr 1950 bis hin zu Modellen der 1980er-Jahre werden beim sogenannten „Young Classics Service“ inspiziert, gewartet und repariert. Die Werkstatt ist dafür vom Zentralverband des deutschen Kraftfahrzeuggewerbes im März vergangenen Jahres zertifiziert worden. „Die erforderlichen Werkzeuge, die passende Ausstattung und Ersatzteilunterlagen müssen vorhanden sein“, nennt Grimmer, der den Service betreut, einige der Voraussetzungen für die Zertifizierung. Nur in Hamburg, Berlin und Stuttgart hat Mercedes ein ebensolches Angebot für alte Fahrzeuge.
Aufgabe ist es, die alten Modelle mit Originalteilen in Stand zu setzen und fahrtüchtig zu halten. Denn um ein Oldtimer-Kennzeichen zu erhalten, muss das Fahrzeug mindestens 30 Jahre alt sein und 95 Prozent der verbauten Teile müssen original vom Hersteller stammen. Und die zu beschaffen, kann schon mal etwas dauern. Einige Autos stehen mehrere Monate in der Werkstatt. „Für Autos ab 1960 findet man in der Regel aber irgendwo die benötigten Teile“, sagt Grimmer.
Sabine Winzen hatte mit ihrem roten 250 SL, den sie auch im Alltag nutzt, schon mehrere Werkstätten aufgesucht. Da seien Teile eingebaut worden, die da nicht hingehören. „Wir haben eine ganze Kiste voll falscher Teile ausgebaut. Im Tank war sogar Plastikmüll. Da geht es dann auch um die Sicherheit“, sagt Grimmer. Gemeinsam mit Winzen hat er sich ein Konzept zur Reparatur überlegt.
Die Arbeiten wollen gut durchdacht sein. „Die Kunden sind sehr sensibel und präzise. Die wissen genau, was wie wollen“, sagt Grimmer. Dafür nehmen die Liebhaber auch weite Wege auf sich. Die Krefelder Werkstatt hat auch Kunden aus Texas und Kalifornien. „Die Szene ist vernetzt. So spricht sich unser Service herum“, sagt Grimmer.
Um dem Anspruch an die alten Fahrzeuge gerecht zu werden, ist auch geschultes Personal vonnöten. Denn im Gegensatz zu modernen Autos können bei den alten Modellen beispielsweise Probleme nicht elektronisch ausgelesen werden. „Es gibt keine menügeführte Reparatur. Bei Klassikern muss der Mechaniker noch selbst denken und handeln. Er muss wissen, wo was hingehört. Ich würde schon sagen, dass der Anspruch höher ist.“
Das nötige Wissen kann sich auch der Nachwuchs aneignen mit Hilfe einer speziellen Weiterbildung nach der Mechatroniker-Ausbildung. Doch nicht nur das praktische Können ist gefragt. Grimmer: „Der Mitarbeiter muss ein faible für die alten Autos haben, für deren Technik, Mechanik und Elektrik.“ Also die Begeisterung der Besitzer teilen.