Trotz Mahnwache: Das Theater hängt weiter in der Luft

Der Etat der laufenden Spielzeit könnte in Gladbach wieder kippen – die Zukunft bleibt ungewiss.

Krefeld. Wer am Dienstag gegen 17 Uhr ins Rathaus wollte, musste drängeln. Hunderte Menschen, viele mit Fackeln in der Hand, zeigten trotz kühlen Regenwetters bei einer Mahnwache Solidarität mit dem Theater.

Auch im Sitzungssaal wurde es eng: Bürger und Belegschaft wollten wissen, wie es mit dem Haus weitergeht.

Dreieinhalb Stunden später hatte das Theaterkuratorium der Städte Krefeld und Mönchengladbach eine Entscheidung getroffen, die nur beim ersten Hören gut klingt. Der Etat für die laufende Spielzeit ist endlich genehmigt - inklusive Erhöhung um rund eine Million Euro.

Doch bei der Abstimmung fehlten vier Hände. Die Gladbacher CDU und FDP trugen den Beschluss nicht mit. Und werden ihn, da sie in ihrem Stadtrat die Mehrheit haben, wohl in wenigen Tagen wieder kippen. Damit droht dem Theater Zahlungsunfähigkeit.

Vorausgegangen war eine Debatte, die knapp am Eklat vorbei schrammte. Grund war der Vorschlag der Gladbacher, die Erhöhung nur als Darlehen zu gewähren. Die Idee erschien vielen Beteiligten haushaltsrechtlich fragwürdig. Außerdem ist sie mit dem Theatervertrag nicht vereinbar.

Den nun im Handstreich zu ändern, traute sich keiner zu. Also verweigerten Gladbachs Mehrheitsfraktionen ihre Zustimmung zum Etat. Damit dürfte der Beschluss faktisch wertlos sein.

Fast noch schlimmer für das Theater ist, dass der Etat für 2009/10 erneut vertagt wurde. Damit hat Intendant Jens Pesel weiterhin keine Planungssicherheit für die nächste Spielzeit.

In einer leidenschaftlichen Rede hatte er zuvor die Tragweite verdeutlicht: "Die heutige Sitzung wird zeigen, ob der Erhalt des Gemeinschaftstheaters in Gefahr ist." Selbst das Gespenst Spartenschließung schwebt im Raum - falls sich das Theater mit Darlehen plus Zinsen verschulden muss.

Die Belegschaft habe die "respektlose Debatte" der vergangenen Wochen mit "Unverständnis und Frust" verfolgt: "Ihre Arbeit wurde missachtet, wenn nicht gar entwürdigt." Erste namhafte Künstler seien im Begriff, "von Bord zu gehen".

Ohne Erhöhung des Etats droht laut Pesel ein massiv abgespeckter Spielplan: "Alle bisherigen Abos müssten gekündigt werden. Glauben Sie mir: Wir angeblichen Spinner, Fantasten und Träumer treten hier als Realisten auf."

Doch Pesels verzweifelter Appell "Handeln Sie! Entscheiden Sie zügig!" blieb am Ende ungehört. Das Theater hängt weiter in der Luft.