Türkei Urlaubsplanung: Die Anschläge lösen Unruhe aus
Die Krefelder tauschen das Hauptreiseziel Türkei gegen die Kanaren oder Mallorca.
Krefeld. Sommer, Sonne, Strand und Meer. Die Türkei hat alles, wovon deutsche Touristen träumen. Nicht umsonst zählt die Mittelmeerregion mit rund viereinhalb Millionen Touristen pro Jahr zu einem der beliebtesten Reiseziele der Deutschen. Doch nach den jüngsten Anschlägen von Ankara und Istanbul werden viele Leute zunehmend skeptisch. Die Sicherheitsfrage schwebt schon lange über den Urlaubsgedanken, immer mehr Reisen werden storniert oder gar nicht erst gebucht.
So handhaben das auch die Krefelder. Sicherheit wird meist vorgezogen, das verspüren auch die ortsansässigen Reisebüros.
Zwar gibt es keine drastische Absageflut, doch immer mehr Krefelder überdenken eine Reise in die Türkei. Aylin Bulocu vom Alltours-Reisecenter in Krefeld sagt: „Im letzten Jahr war die Türkei das Hauptreiseziel bei uns. In den letzten Monaten lösen besonders die Kanaren oder Mallorca die Türkei ab.“
Besonders der Anschlag auf eine deutsche Reisegruppe in Istanbul, bei dem zehn Deutsche ums Leben kamen, schockierte die Bevölkerung. Das deutsche Auswärtige Amt warnt besonders vor Menschenversammlungen an öffentlichen Plätzen, denn „mit weiteren Anschlägen sei zu rechnen“. Weiter wird von einem Aufenthalt vor Militär- und Regierungseinrichtung abgeraten, auch von einem Aufenthalt in den Grenzgebieten zu Syrien und dem Irak wird „dringend abgeraten“.
Der Tourismus spielt in der Wirtschaft der Türkei eine tragende Rolle. Im letzten Jahr wurden rund 28 Milliarden Euro eingenommen, doch schon im letzten Quartal 2015 verzeichnete die Türkei 14 Prozent weniger Einnahmen als zuvor. Die Regierung reagierte prompt und generierte neben Treibstoffzuschüssen nun auch eine Unterstützung in Höhe von 80 Millionen Euro für Unternehmen in der Tourismusbranche.
Ein totaler Einbruch ist allerdings nicht zu erwarten. Besonders türkischstämmige Mitbürger lassen sich von der derzeitigen Situation nicht abschrecken — im Gegenteil. „Natürlich wird mehr über die Situation in der Türkei gesprochen als bisher“, sagt Mesut Akdeniz, Vorsitzender der Union der türkisch und islamischen Vereine in Krefeld.
Dennoch geht es den meisten nicht darum, die Türkei nun zu meiden, sondern so schnell wie möglich zu Angehörigen zu reisen. Akdeniz: „Die Anschläge liefern ein Gefühl der Unruhe, weil oft Verwandte in diesen Gebieten wohnen. Viele würden gerne jetzt schon die Flüge ins Land der Väter und Großväter buchen.“ Ähnlich bewertet auch Bärbel Benert vom City-Reise-Center in Krefeld die Situation: „Leute, die schon lange Zeit in die Türkei fliegen, werden auch im nächsten Sommer fliegen.“
Und tatsächlich, auch wenn laut dem Auswärtigen Amt in allen Teilen der Türkei von einer Terrorgefahr ausgegangen werden muss, sind die beliebten Baderegionen um Antalya, Side oder Izmir bisher verschont geblieben. Benert: „Die Baderegionen sind eigentlich noch gefragt. Für die meisten ist es eine Bauchentscheidung, denn es bringt nichts, mit einem mulmigen Gefühl in den Urlaub zu fahren.“
Die Türkei ist derzeit mitten im Konflikt — sowohl mit dem IS, der kurdischen Partei PKK als auch mit Russland und ihrem Präsidenten Wladimir Putin. Zudem ist das Land die Transitroute für die Kriegsflüchtlinge. Anschläge wie in Istanbul und Ankara sind auch für die Zukunft nicht ausgeschlossen.