Vororte: Ginsterpfad wird Finsterpfad
Die Verwaltung hat eine neue Sparmöglichkeit entdeckt: Die Abschaltung Straßenbeleuchtung in privaten Stichstraßen.
Krefeld. Der Ginsterpfad in Forstwald könnte in Kürze zum "Finsterpfad" werden: Falls nämlich die 26 Hauseigentümer dieses Teils der 70 Jahre alten Neulandsiedlung nicht das so genannte Dienstleistungslicht der Stadtwerke in Anspruch nehmen. Denn die Stadt will nicht länger für die Beleuchtung in den privaten Stichstraßen aufkommen.
Mehr oder weniger zufällig sind bisher vier solcher Anliegerstraßen ins Visier der Sparkommissare im Fachbereich Tiefbau geraten. "Ich wage keine Prognose, wie oft wir noch fündig werden", sagt Fachbereichsleiter Hartmut Könner.
Früher, als die Kassen noch voll waren und es keine Budgetierung gab, da hatte die Stadt ohne Bedenken allerorten für helle Stichstraßen gesorgt. Nur an Unfallschwerpunkten, so Könner, sei die Verwaltung auch verpflichtet, für Beleuchtung zu sorgen. Und: "Warum soll die Allgemeinheit für die Beleuchtung in einer Privatstraße aufkommen?"
Bei Wartungsarbeiten und Standfestigkeitsprüfungen hatten SWK-Mitarbeiter Mängel an den alten Holzmasten am Ginsterpfad festgestellt. Daraufhin beauftragte die Stadt die Stadtwerke, die Masten zu demontieren und die erforderlichen Schaltmaßnahmen durchzuführen. Das soll in der zweiten Januar-Woche passieren. Die Anlieger bekamen vorgestern einen Mustervertrag für das "Dienstleistungslicht", das im übrigen auch für Privatwege in Neubaugebieten offeriert wird.
"Wir sollen uns für 30 Jahre an die Werke binden", moniert Bernd Borkmann. Nur auf den ersten Blick erscheine das Angebot günstig: Vier Euro pro Monat und Hauseigentümer, wenn alle 26 mitziehen, und 5,80 Euro, wenn sich nur 18 Parteien an den vorgeschlagenen sechs Laternen beteiligen. Borkmann stört sich insbesondere an den "variablen 30 Prozent" des Betrages, die es den SWK ermöglichen, Lohn- und Stromtariferhöhungen theoretisch jährlich aufzuschlagen.
"Mit der Mehrwertsteuer kann in den 30 Jahren eine erkleckliche Summe zusammenkommen", ahnt Bernd Borkmann und spricht von einem "schwammigen Vertrag". Auf einer Versammlung im Oktober seien nicht alle gestellten Fragen auch beantwortet worden.
In der Nachbarschaft, vor allem von den jüngeren Eigentümern, ist bereits überlegt worden, eigene Laternen mit Zeitschaltuhr in die Vorgärten zu stellen, damit die Zeitungsbotin morgens nicht im Dunkeln auf die Nase fällt. Auch wisse keiner, vor wessen Tür die sechs "Dienstleistungslichter" angehen sollen. Inzwischen soll die große Mehrheit der Neulandsiedler vom Ginsterpfad gegen den SWK-Vorschlag sein. Borkmann: "Schnell unterschreiben und dann ist alles gegessen? Das machen wir nicht mit."
"Das war doch ein Angebot, über das man noch reden kann", sagt SWK-Sprecherin Dorothee Winkmann, "für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung. Bei einer neuen Bürgerversammlung kann über die Details gesprochen werden."