Uerdingen Wird der Eulenturm ein Museum?
Uerdingen · Die Macher des Uerdinger Heimatbundes wollen das denkmalgeschützte Gebäude retten und nutzen.
Selbst die gefiederten Namensgeber würden sich derzeit nicht in den Eulenturm in Uerdingen verfliegen. Dabei ist das runde denkmalgeschützte Bauwerk an der Ecke Kurfürsten Straße/Am Wallgarten von schönen alten Bäumen umgeben. Drinnen ist es jedoch nur dunkel und dreckig. Derzeit will da niemand freiwillig herein.
Das soll sich ändern: Die Macher im Heimatbund haben eine Idee. „Wir möchten, dass der Eulenturm als bedeutendes Zeichen und Relikt der Stadtbefestigung saniert und genutzt wird“, erklärt Heimatbund-Vorsitzender Elmar Jakubowski. „Es gibt Möglichkeiten, den Turm für die Bürger begehbar zu machen. Eine Besucherplattform in 18 Metern Höhe auf dem Turmdach gestattet dann einen tollen Blick bis zum Rhein.“
Der Turm könnte Teil eines Uerdinger Rundgangs sein
Jakubowski sagt: „Gleichzeitig könnte eine Dauerausstellung über die Uerdinger Stadtgeschichte installiert werden, die den Besuchern die Entwicklung der Rheinstadt nahebringt.“ Exponate seien im Heimatbund vorhanden. Mit der Öffnung des Eulenturms würde auch der angedachte Rundgang durch Uerdingen eine weitere Attraktion erhalten.
Dieser Rundgang könnte in einer längeren und kürzeren Version angeboten werden. Ausgehend vom Bügeleisen, dem historischen Haus des Heimatbundes, über die Rheinpromenade, Mariensäule, Eulenturm, Untere und Obere Mühlengasse entlang der alten Stadtmauer bis zum Bügeleisen, in der kleineren Strecke – mit dem Klärwerk am Rundweg in der längeren. Stets mit Informationen an den einzelnen Stationen.
Der markante geschichtsträchtige Turm hat auch schon die Fantasie anderer Interessenten angeregt: Er wäre der ideale Ort für ein Café am St. Josefshospital gewesen, meinten die Bauherren bei der Sanierung und Modernisierung des Hauses. Sie wären wohl sogar bereit gewesen, ihn als Teil der alten Stadtmauer zu kaufen. Daraus wurde nichts. Es gab keine Einigung mit der Denkmalbehörde.
Der Eulenturm hat eine lange Geschichte. „Erzbischof Heinrich von Virneburg hatte nach der Stadtverlegung zwischen 1325 und 1330 veranlasst, dass die Stadt aufs Neue mit einer Befestigung umgeben wird. Sie hat sich in Resten bis heute erhalten“, erzählt Jakubowski aus der Historie. Mit dem 18. Jahrhundert seien diese Befestigungsanlagen wirkungslos geworden. Die Mauern und Türme verloren ihre Dächer und verfielen zu malerischen Ruinen, führt er aus. „Efeu rankte sich dicht ans Mauerwerk. Darunter fanden die Eulen in den Fensternischen prima Nistplätze. Der Name war geboren. Die Nachtvögel blieben bis zum 2. Weltkrieg. Dann störte sie wohl der zunehmende Verkehr“, sagt er.
Der Turm diente einst
auch als Gefängnis
Der Turm hat unten einen Durchmesser von 4,80 Metern. Die Mauern sind dort 1,45 Meter dick. Vom dritten bis zum insgesamt sechsten Stockwerk nimmt die Mauerstärke immer mehr ab. Im zweiten Stockwerk befindet sich eine Tür nach Osten hin, die auf den Wehrgang der Stadtmauer führte. Auf der Nordseite liegt eine Maueröffnung mit Gitterstäben. Ein Beleg, dass der Turm auch als Gefängnis diente. Rechnungen von Reparaturschäden zeugen davon, dass es den Halunken auch gelang, auszubüxen.
Später wurde der Eulenturm als Mühlenturm ausgelegt, um die Stadtbevölkerung in Notzeiten mit Mehl zu versorgen. „Doch ein Mahlwerk war zu wenig“, erläutert der Heimatbund-Vorsitzende. „Der Betrieb lohnte sich nicht.“ 1735 hatte die Mühle ausgedient. Danach rollten die Fuhrwerke zur Bussmühle an der Traarer Straße.