Reaktionen auf Ergebnisse eines Rankings Darum ist der Wirtschaftsstandort Krefeld bundesweit gut aufgestellt
Krefeld · Krefeld ist ein sehr wichtiger Wirtschaftsstandort in Deutschland. Dies ergibt sich aus dem aktuellen Standort-Ranking des Portals „Die Deutsche Wirtschaft“ (DDW), das 3814 Städte analysiert und nach Bedeutung gewichtet hat.
Im Gesamtergebnis findet sich Krefeld auf Platz 31 und damit noch vor NRW-Städten wie Münster (33), Bochum (37) und Leverkusen (41). Im Vergleich zur letzten Auswertung hat Krefeld einen Platz verloren. Doch das ist nicht der Grund dafür, warum das Ergebnis bei der IHK Mittlerer Niederrhein und der Wirtschaftsförderung mit Skepsis gesehen wird.
Befragung richtete sich an 80 000 Wirtschaftsentscheider
Wie viele wichtige Unternehmen oder gar Weltmarktführer sind in einer Stadt angesiedelt? Wie werden Infrastruktur und Flächenangebot beurteilt? Aus der Beantwortung solcher Fragen ergibt sich die Rangliste. Insgesamt richtete sich die Befragung nach Angaben des Portals an mehr als 80 000 Wirtschaftsentscheider.
Krefelds gutes Abschneiden ist unter anderem auf die Zahl wichtiger Unternehmen zurückzuführen, die hier heimisch sind. Als Beispiel einer solchen Firma wird die Fressnapf-Gruppe genannt. Insgesamt gebe es 81 Top-Unternehmen und sechs Weltmarktführer in der Stadt. In der Liste der Top-Unternehmen am jeweiligen Standort landet Krefeld damit auf Platz 23 hinter Mönchengladbach und Augsburg, vor Ulm und Neuss.
Bei der IHK sträuben sich die Nackenhaare
Beim Ranking nach Schulnoten sieht die Sache weit weniger erfreulich aus. Nach Angaben des Portals durften Leser und Standort-Akteure hier Noten zu sieben Faktoren abgeben. Wie viele Krefelder teilgenommen haben, ist nicht bekannt. Wohl aber, dass die Stadt sich erst auf Platz 859 wiederfindet. Insbesondere die Wirtschaftsförderung (Note 4) und die Verwaltung (4) sowie das Gewerbeflächenangebot (3,5) führten zu einer schlechten Beurteilung.
„Das Ranking aus der Leserumfrage halte ich für nicht seriös“, sagt dazu Gregor Werkle, Leiter Wirtschaftspolitik bei der IHK Mittlerer Niederrhein. Er kritisiert, dass bereits ab drei Online-Antworten pro Standort das Ergebnis einfließe. „Für jemanden, der eine empirische Diplomarbeit geschrieben hat und viel mit Statistiken zu tun hat, sträuben sich hier die Nackenhaare.“
Werkle erinnert daran, dass die IHK alle fünf Jahre an ihren Wirtschaftsstandorten eigene Standortbefragungen mache. Nächstes Jahr sei es in Krefeld wieder so weit. „Bei diesen Umfragen wissen wir, dass Verteiler und Ergebnis repräsentativ sind.“
Stutzig wird der IHK-Mann etwa, wenn er die eigenen Ergebnisse mit der DDW-Umfrage bei der Bewertung der Wirtschaftsförderung vergleicht. „Bei uns hat der Service der Wirtschaftsförderung zuletzt gut abgeschnitten.“
Rankings dieser Art erreichten eine hohe Aufmerksamkeit und würden auch von Investoren und der Immobilienbranche wahrgenommen, so Werkle: „Die Resultate sind daher nicht zu unterschätzen, aber eben auch nicht zu überhöhen.“ Er empfiehlt, sich auf die seriösen Umfragen zu fokussieren.
Eckart Preen hält Ranking für methodisch fragwürdig
Der Wirtschaftsdezernent der Stadt und WFG-Geschäftsführer, Eckart Preen, hält das Ranking „für methodisch äußerst fragwürdig“. Es bleibe völlig unklar, auf wie vielen Teilnehmenden die Ergebnisse letztlich beruhen. Auf eine entsprechende Anfrage habe er beim letzten Mal keine Auskünfte bekommen.
„Insofern muss man dieses spezielle Ranking wohl nicht besonders ernst nehmen, wohl aber den ohnehin bestehenden Auftrag zu stetigen Verbesserungen der Servicequalität in Verwaltung und Wirtschaftsförderung.“ Aus diesem Grund sei er seit Jahren ein Verfechter von messbaren Gütekriterien. „Hierzu sind wir als Stadt Krefeld zum 1.7.2021 der RAL-Gütegemeinschaft „Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung“ beigetreten und wollen nunmehr die 14 Gütekriterien, welche von der Schnelligkeit und Verlässlichkeit von Baugenehmigungen über die zügige Bezahlung von Rechnungen bis hin zur zeitnahen Reaktion bei Flächenanfragen reichen, umsetzen, um der Prüfung im kommenden Sommer standhalten zu können.“ Teil des Gütezeichens sei eine Kundenzufriedenheitsbefragung, „die dann sicher deutlich differenziertere Erkenntnisse liefern wird als so manches eher an Effekthascherei orientierte Ranking“.
Auch Preen räumt ein, dass die unzureichende Verfügbarkeit von Gewerbeflächen „problematisch“ sei. Durch neue Erschließungen in Fichtenhain habe das Angebot zwar erweitert werden können, doch auch diese Flächen seien begrenzt: „Wir haben schon jetzt fast nichts mehr im fünfstelligen Quadratmeter-Bereich im Angebot.“ Daher sei er dankbar über die Ratsentscheidung von Mitte Juni zur Aufstellung des B-Plans südlich des Elfrather Sees. Er erhoffe sich auch aus einer aktuell gemeinsam mit der IHK durchgeführten Brachflächenstudie Ansatzpunkte für zusätzliche Flächenangebote. Seite 16