WZ Wissen Der Mensch sollte neugieriger sein
In der Reihe WZ-Wissen sorgte Carl Naughton für einen unterhaltsamen und informativen Abend.
Neugierige Menschen sind offener für neue Erfahrungen, lernen schneller, arbeiten gewissenhafter, haben mehr positive soziale Erlebnisse, sind erfolgreicher und leben länger. Das erfuhren die Zuhörer am Montagabend von dem promovierten Linguist, ausgebildeten Schauspieler, Dozent und Vortragsredner Carl Naughton, der in der Reihe WZ Wissen in Krefeld zu Gast war. Als Schauspieler drehte er Sketche mit Harald Schmidt, stand im Maggi Kochstudio, an der Uni Köln forschte und lehrte er jahrelang. Als Redner spricht er zu den Themen Veränderung, Kreativität, Kommunikation und Neugier. Er gehört zu einem Team von Linguisten und Bildungswissenschaftlern: „der Braincheck GmbH“, die in den Bereichen Sprache, Denken und Neugier forschen. In Krefeld ging es nun um den „Switch“ – oder wie Welt und Wandel in unseren Kopf kommen. In einem unterhaltsamen Vortrag im Canon Convention Center machte Naughton Lust auf Veränderung.
Mit 44 Jahren leidet man unter
„Ernsthaftigkeit im Endstadium“
Sich zu verändern, das fällt neugierigen Menschen leichter. Diese Lust auf Neues könne man durchaus bewusst stärken. Zum Beispiel, indem man sich verordnet, mehr Fragen zu stellen. Ein Fünfjähriger, so berichtet es Naughton, stelle 65 Fragen am Tag. Im Alter von 44 Jahren sind es dann nur noch sechs Fragen. Die Frequenz steige erst im Rentenalter wieder an. Und das seien dann oft Fragen wie: „Wo ist meine Brille?“ Und: „Was wollte ich eigentlich hier?“ Gleichzeitig landen im Alter von 44 Jahren auch die Quoten Lacher pro Tag und Kreativität auf einem Tiefpunkt. Mit 44 leide man also an „Ernsthaftigkeit im Endstadium“.
Fragen zu stellen sei auch deshalb so wichtig, weil unser Gehirn so oft zunächst keine Ahnung, aber immer eine Meinung habe. „Versuchen Sie mal, mehr als diese sechs Fragen am Tag zu stellen“, ermunterte Naughton die Zuhörer. Wobei er gleich zwei wichtige Fragen mit auf den Weg gab: Warum? Und: Warum nicht? Mit Beispielen aus der Wirtschaft untermauerte er, wie wichtig es sei, auch einmal Dinge auszuprobieren, die eigentlich gar nicht ins Konzept passen. Denn der Cola-Hersteller Pepsi verdiene mittlerweile mit dem Verkauf von Wasser und Kaffee in den USA richtig viel Geld – was den Verantwortlichen zunächst undenkbar erschien.
Einfach mal etwas tun, was einem absolut abwegig erscheint und dann drei interessante Erfahrungen notieren, lautet ein weitere Hausaufgabe Carl Naughtons. Zwar muss er zugeben, dass sein Versuch einen Salsa-Kurs zu absolvieren, in der Sache nicht sehr erfolgreich war. Aber dort hat er seine heutige Frau getroffen.
Wie schon im Vorfeld im WZ-Interview angekündigt, widmete sich Naughton an diesem Abend dem Reiter und dem Elefanten in unserem Gehirn. Der Reiter ist das bewusste Denken, das uns sagt, was sinnvoll ist. Dieser steuert den Elefanten, unsere Gelüste und Gewohnheiten, ist aber in Sachen Kraft unterlegen. Sobald der Reiter anderweitig beschäftigt ist, geht der Elefant seinen gewohnten Weg. So hat ein Test gezeigt, dass sich Menschen, die sich viel merken sollten, bei der Wahl zwischen Obstsalat und Schoko-Torte mehrheitlich für die ungesündere Variante entschieden. Die Menschen der Gruppe, die sich nicht so viel merken mussten, wählten mehrheitlich den Obstsalat. Was also tun? Das Gehirn trainieren und spielerisch das Arbeitsgedächtnis vergrößern, lautet der Rat des Experten.
Wie man den
Elefanten überlistet
Im Alltag treffen wir immer wieder auf „Switch-Experten“. Zum Beispiel in der Werbung, die genau auf unsere Gefühle zielt. Dieses Wissen könne man sich zunutze machen, um einige Ideen umzusetzen. „Ziele aufs Gefühl“ lautet daher Naughtons Rat.
Gleichzeitig hatte Naughton auch einige Tricks parat, um den eigenen Elefanten zu überlisten. Dafür müsse man nur sein Umfeld an die eigenen Ziele anpassen. So trickst ein kleinerer Teller fürs Mittagessen das Gehirn aus und lässt uns schneller statt werden. Für Langschläfer hat Naughton schwere Geschütze: einen Wecker, der mit dem eigenen Bankkonto verbunden ist und für jedes Dösen Geld an eine Organisation überweist, die man überhaupt nicht leiden kann.
Anekdoten wie diese sorgten immer wieder für Lacher beim Publikum. Und dies soll auch durchaus einen Nutzen gehabt haben. Denn, so Carl Naughton, „heiter denkt weiter“.