Daniels blaue Flecken gesehen und weggeschaut
Am Dienstag hat das Gericht Familienangehörige des Angeklagten vernommen.
Erkrath. Mit seinen Verletzungen am Kopf, mit einer Unzahl blauer Flecken war der junge Daniel aus Erkrath Gesprächsthema im Umkreis seiner Familie — das sagten Zeugen am Dienstag vor dem Landgericht Wuppertal. Dennoch schritt niemand rechtzeitig ein. Im Mai starb der unterernährte Zweijährige an den Folgen schwerer Misshandlungen.
Am Dienstag kamen Angehörige des damaligen Freundes der Mutter zu Wort. Der 24-Jährige soll laut Anklage Schuld am Tod des Jungen sein. Der vierfachen Mutter wird vorgeworfen, Daniel nicht gegen die schweren Übergriffe geschützt zu haben.
Im März war das Paar nach einem Kennenlernen im Internet innerhalb von zwei Tagen zusammengezogen. „Sie sind beide der Situation nicht gewachsen gewesen“, sagte die Schwester des Angeklagten an.
Die 22-Jährige berichtet, wie sie immer wieder in der Familie vermittelt hat: zwischen der ältesten Tochter und dem neuen Freund der Mutter, aber auch zwischen den frisch Verliebten: „Er hat gesagt, er will eine Auszeit. Wegen der Kinder. Sie hatte Angst, ihn zu verlieren.“ Die 32-Jährige habe im Gespräch zugegeben, ihre 14-jährige Tochter auf den Po geschlagen zu haben.
Dass ältere Geschwister Daniel drangsaliert und massiv geschubst haben sollen, will der Vater des Angeklagten nur von seiner Frau gehört haben. „Das sind nicht meine Kinder.“
Mit der neuen Freundin seines Sohnes sei er nicht einverstanden gewesen, mit deren Familie ebenso wenig, sagt der 44-Jährige: „Das ist bei denen ganz normal, dass der Großvater die Kinder schlägt, dass die Kinder einander schlagen.“
Die vielen blauen Flecken an Daniels Armen und Beinen fielen bei einer Feier Anfang Mai auf. „Die Mutter hat gesagt, er ist hingefallen“, berichtet die Schwester des Angeklagten. Das sei schwer zu glauben gewesen. Das Kind hätte zum Arzt gemusst, sei ihre Meinung gewesen. Wenige Tage später fanden der Angeklagte und Daniels Mutter nach einem Einkauf den Jungen schreiend mit schwer verbrühtem Rücken in der Wohnung.
Eine Nachbarin meint, diese Verletzungen könnten ihm nur die Geschwister zugefügt haben. Sie will geraten haben, die Polizei zu rufen. „Mischen Sie sich nicht ein“, habe die Mutter entgegnet.
Auf die Frage, ob sie denke, die 14-jährige Tochter sei Schuld an Daniels Tod, sagte die Schwester des Angeklagten: „Ich bin mir sicher, dass es nicht mein Bruder war. Die Mutter kenne ich nicht so gut.“ Dabei belässt sie es.
Der Prozess wird fortgesetzt.