Nachwuchsschauspieler in der Stadthalle Erkrath Schultheater begeistert
Erkrath · Die geschlossene Ensemble-Leistung der Q 1 vom Gymnasium am Neandertal gefiel. Ausgewählt hatten die Schüler die absurde Komödie „Yvonne, die Burgunderprinzessin“, in der auch Anna Himmelspach in der Titelrolle überzeugte.
Gänsehaut-Gefühle konnte ein ausgesuchtes Publikum von etwas mehr als 100 Zuschauern in der Erkrather Stadthalle erleben: Der Literaturkurs des Gymnasiums am Neandertal hatte zum Theaterabend eingeladen. Auf dem Programm stand das Stück „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ des berühmten polnischen Schriftstellers Witold Gombrowicz.
Ausgesucht und im vergangenen Schuljahr einstudiert hat es der Fachlehrer Johannes Krupp. Gespielt hat es die Q1, quasi die Schüler des nächsten Abiturjahrgangs 2022.
Absurdes Stück über
menschliche Abgründe
Absurdes Theater wurde gespielt, menschliche Tragödien wurden vorgeführt, Gemeinheiten ausgesprochen, Mitleid und Mitgefühl interpretiert. Absoluter Star des Theaterabends war Yvonne, die Ungeliebte. Am königlichen Hof von Burgund verblüfft und irritiert die junge Frau die königliche Familie. Sie ist anders als alle. Sie kommuniziert nicht, sie bleibt stumm, sie kapselt sich ab. Prinz Philipp kommt auf die absurde Idee, sich mit ihr zu verloben, um sie dann aber ganz schnell wieder fallen zu lassen. Der gesamte Hofstaat macht sich lustig über sie, peinigt sie. Gespielt wird Yvonne von Anna Himmelspach.
Die verletzten Gefühle dieser jungen Frau drückt sie aus in einem Solotanz, der den Zuschauer zuerst verblüfft und dann mitreißt. Kein einziges Wort spricht sie im Laufe des Stückes. Ihre Mimik spricht Bände. Die Aggression des Hofstaates endet im Tod der jungen Frau, der am Ende niemand zu Hilfe kommt. Unter den Augen der königlichen Gesellschaft erstickt sie während eines Festessens.
14 Personen zählt der Hofstaat auf der Bühne plus König Ignaz, Königin Margarete und Prinz Philip. Nicht nur bösartig sind diese 17 Menschen. Sie zeigen auch Gefühle, nehmen manchmal sogar Anteil am Schicksal der andersartigen Frau. Aber Partei ergreifen tut keiner. Das hinterlässt Emotionen beim Publikum. Da können Vergleiche gezogen oder Verbindungen hergestellt werden. Adrian Ständer-Jarufe (König), Alina Kronshage (Königin) und Julian van der Heide (Prinz) spielen beeindruckend überzeugend wie auch alle Damen und Herren des Hofstaates.
Einiges an Text geht unter, weil die Sprache unverständlich ist. Irgendwie scheint das aber Teil des absurden Theaters zu sein. Die Kulissen sind minimalistisch beeindruckend. Königshof-Atmosphäre entsteht, weil an goldfarbenen Ständern rote Absperrkordeln hängen. Die Hilflosigkeit der Königin kommt zum Ausdruck, wenn sie sich ein plüschenes Kissen vor den Bauch hält.
„Yvonne, die Burgunderprinzessin“ hat Witold Gombrowicz bereits 1937 geschrieben. Aber erst Jahrzehnte später, in der Blütezeit des absurden Theaters in den fünfziger Jahren, wurde das Stück in Krakau uraufgeführt. Der Erfolg sei auf ihn wie die reife Frucht von einem Baum gefallen, sagte der Autor damals. Einen beeindruckenden Theaterabend haben die jungen Schauspieler ihrem Erkrather Publikum geschenkt, was mit herzlichem Applaus bedankt wurde. Die Pandemie-Vorschriften wurden bei der Aufführung natürlich genau eingehalten.