Erkrather Kunst findet Anklang
Katy Schnee kritisiert mit ihren Objekten die schnelllebige Informationsgessellschaft. Mit einem dieser Werke hat es die Erkratherin auf die Liste der Nominierten für den Kunstpreis der Rosenheim-Stiftung geschafft.
Erkrath/Spijkenisse. All zu große Chancen hatte sich Katy Schnee eigentlich gar nicht ausgemalt, als sie sich mit ihrer Skulptur „scan me, please“ für den Europäischen Kunstpreis der Bernd-und-Gisela-Rosenheim-Stiftung bewarb. Der erste Preis der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, den sie 2015 gewann, und die diesjährige Auszeichnung durch die Europa-Union Leverkusen als Europa-Künstlerin, hatte sie jedoch darin bestärkt, sich erneut auf eine internationale Ausschreibung zu bewerben.
Und der Schritt war richtig: Nun ist sie eine von 33 Künstlerinnen und Künstlern, die die Chance auf den alle zwei Jahre verliehenen und mit immerhin 5 000 Euro dotierten Kunstpreis der Rosenheim-Stiftung haben. Ausgewählt wurden die 33 Teilnehmer aus insgesamt 291 Bewerbern.
Katy Schnee, Künstlerin
„Scan me, please“ hat Schnee die Skulptur genannt, mit der sie sich zum Wettbewerbsthema „Babylon, Wahn und Wirklichkeit“ beworben hat. Sie zeigt einen Frauentorso, der eine schicke schwarz-weiße Weste trägt. Beim näheren Hinsehen bedeckt das Kleidungsstück aber kein Hahnentrittmuster, sondern unzählige QR-Codes. Accessoires wie Zierknöpfe, Gürtel, Kette und Handtäschchen sind in Gold edel darauf abgestimmt. Eine vergoldete Computer-Maus hängt zudem am Gürtel — und ist per USB-Stecker direkt an den Torso angeschlossen. Kopflos und mit dennoch gesenktem Haupt bittet das Werk von Katy Schnee Smartphone- und Internetnutzer: „scan me, please“. Statt auf unterschiedliche Sprachen — wie beim Turmbau zu Babel — geht die Künstlerin auf das Internet als universelles Kommunikationsmedium ein. „Wir werden heute dermaßen mit Informationen überflutet, dass man gar nichts mehr genau liest“, sagt sie und stellt dem Betrachter dabei die Frage, ob diese Vielfalt unterschiedlichster Informationen im Internet für uns heute nicht auch ein babylonischer Turm ist.
Katy Schnee, Künstlerin
Wir leben in einer Welt, in der nur noch Klicks und Likes zählen. Auch Schnees rund 75 Zentimeter hohe Styropor-Skulptur hascht danach. Scan mich, klick mich! Doch heißt größer, höher, weiter unbedingt auch besser? Mit dieser Frage lässt Schnee letztlich den Betrachter zurück, der zunächst durch die Eleganz und Schönheit des Objekts angezogen wurde. „Ich mache gerne Sachen, die spielerisch und vordergründig schön wirken“, erklärt Schnee: „Der Hintergrund ist jedoch meist gar nicht so schön.“ Mit dieser „Taktik“ zieht sie die Aufmerksamkeit auf gesellschaftskritische Themen.
Als ähnliches Beispiel nennt sie die Ballonaktion, mit der ihre heimische Künstlergruppe „PRIMA! Neanderthal“ die Umweltverschmutzung durch Plastikmüll aufgriff. „Schöne Dinge locken Leute an und bewegen sie dazu, zuzuhören“, sagt sie. Mit einem aufgeschnittenen Vogelbauch hätte sie das Thema auch fokussieren können, aber nicht so viel Aufmerksamkeit erhalten, ist sie sich sicher. Ganz ähnlich ist es bei der aktuellen Skulptur.
Der vom 5. bis 30. Juni in den Niederlanden gezeigte Torso ist nicht das erste Objekt, das Katy Schnee mit QR-Codes verändert. Beim Kunstwettbewerb der Europa-Union Leverkusen reichte sie eine Fisch-Skulptur mit QR-Codes ein und für die diesjährige Ausstellung im Leichlinger Sinneswald bemalte sie mit ihrem Künstlerpartner Volker Rapp Bäume mit einem Farb-Code. 2013 hatten die beiden erstmals den QR-Code der Website der Stadt Erkrath zu einem 49 Quadratmeter großen Kunstwerk werden lassen und es erst beim Sommerfest auf der Bahnstraße und später bei der LokArt präsentiert. Aktuell planen die beiden neue Kunstprojekte im öffentlichen Raum.