Fotoausstellung: Die Menschen in Erkrath von 1860 bis 1960
Die Erkrather Volker Lahnstein und Hans-Jürgen Weber haben 350 Fotos gesammelt. Das Motto ihrer Ausstellung: „Kennste die oder kennste den noch?
Erkrath. Volker Lahnstein (74) und Hans-Jürgen Weber (75) sind sich einig. „Jedes Bild ist wichtig“, sagen die gebürtigen Erkrather. Seit mehr als einem Jahr sammeln sie alte Aufnahmen von Menschen aus Erkrath, Schnappschüsse, Porträts, Gruppenbilder, aber auch Stadtansichten von früher, die Erinnerungen an längst vergangene Zeiten wecken. 350 Fotos haben sie inzwischen gescannt und in vier dicken Ordnern gesammelt.
Die beiden Männer, die als Kinder und Jugendliche nichts miteinander zu tun hatten („Wir kannten uns nur vom Sehen“), planen mit den Aufnahmen für September eine große sechstägige Ausstellung unter der Bahnsteighalle. Dort wollen sie die 350 Aufnahmen unter dem Motto „Kennste die oder kennste den noch? Die Menschen in Erkrath von 1860 bis 1960 zeigen“.
Untergliedern werden sie die sehenswerte Schau in zwölf Kapitel: katholisches und evangelisches Leben, Handel, Handwerk, Industrie, Landwirtschaft, Gastwirtschaft (kleines Kapitel), Sport (vom Seifenkistenrennen bis zu Schwimmwettkämpfen), Musik/Gesang, Rathaus und Nationalsozialismus.
Zu sehen ist zum Beispiel ein Foto von der Heiligen Kommunion aus dem Jahr 1946, das 42 Mädchen und Jungen zeigt. 30 von ihnen können Lahnstein und Weber schon benennen. Auch bei einem Kindergartenbild von 1951 sind in der Auflistung noch freie Flächen.
„Wir brauchen aber die Namen zu den Bildern“, sagt Weber. Also spricht er alte Erkrather an, fährt zu ihnen nach Hause, zeigt ihnen die Bilder und versucht, die abgebildeten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen zuzuordnen. „Das ist eine Riesenarbeit“, sagt Weber, der nicht nur bei Freunden und Bekannten nachfragt, sondern auch bei Gastwirten, ehemaligen Fabrikbesitzern und Landwirten nachhakt. „Wir hoffen ja, dass wir auch noch während der Ausstellung die weißen Flecken auf den Namenslisten mit Hilfe der Besucher füllen können“, sagt Lahnstein.
Zeigen werden er und sein Mitstreiter auch die ältesten Fotos Erkraths von 1860, die den evangelischen Pfarrer Carl-August Phillippe Rühl und seine Frau zeigen. „Es kann sogar sein, dass Rühl der erste evangelische Pfarrer in Erkrath war“, mutmaßt Lahnstein. Er wird auch die Sterbeurkunde des Geistlichen zeigen — er ist 1874 gestorben —, die der bekannte Erkrather Fabrikant Friedrich Julius Bernsau und Rühls Nachbar und Lehrer Wilhelm Küsgen beurkundet haben.
Sehenswert sind auch eine Aufnahme von 1907, die den Sattlermeister Heinrich Pohlmann von der Kreuzstraße als Schützenkönig der St. Sebastianer Bruderschaft zeigt — seine Urenkelin Monika Norden führt heute ein Schuhgeschäft im Elternhaus — und die alten Stadtansichten. Unvorstellbar, dass Alt-Erkrath einmal so ländlich-idyllisch aussah.