Gab es den Stern von Bethlehem wirklich?

Himmelsforscher können im Stellarium Hochdahl auf die Suche nach dem Weihnachtsstern gehen. Es gibt mehrere Erklärungen für das Phänomen.

Foto: Dietrich Janicki

„Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. … Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.“

Foto: Archiv/Planetarium Hamburg/Evans & Sutherland

Erkrath. Noch mehr als 2000 Jahre nach Jesus Geburt ist der Weihnachtsstern ein großes Rätsel. Gab es ihn wirklich, was haben die antiken Sterndeuter wirklich am Himmel gesehen? Im Stellarium Erkrath versucht man, dem Phänomen auf die Spur zu kommen.

Sechs computergesteuerte Projektoren sorgen in der Kuppel dafür, dass man den Sternenhimmel mit der „Full-Dome-Technik“ so betrachten kann, wie es vor exakt 2000 Jahren war. Doch so sehr man sich auch anstrengt und Ausschau hält, es ist nichts zu sehen, was einem hellen und alles überstrahlendem „Weihnachtsstern“ auch nur ansatzweise nahe kommen würde.

„Schaut Euch mal genau um“, sagt Thomas Niemann. Er ist Dozent im Stellarium und nimmt seine Gäste — diesmal sind es Förderschüler der Paul-Klee-Schule aus Langenfeld — mit auf die kleine astronomische Zeitreise. Die Schüler schauen gebannt auf den Sternenhimmel und entdecken schließlich doch einen Stern, der deutlich heller ist, als alle anderen: der Nordstern. Wie man den Nord- oder Polarstern mithilfe des Sternenbilds Großer Wagen auch heute noch kinderleicht findet, weiß Niemann ganz genau und erklärt es den Schülern. „Aber der Nordstern ist auf keinen Fall der Weihnachtsstern“, erklärt Niemann den Schülern. Vor 2000 Jahren war er auch nicht der Position, die wir heute kennen. Was für ein Stern war es dann, der den Weg zu Jesus zeigte?

„Vielleicht war es ein Komet, der sein Licht besonders hell erleuchten ließ“, sagt Niemann und zaubert einen Kometen an die Kuppel. Was von der Erde aussieht wie ein hell und heiß glühender Stern, ist eine riesige Ansammlung aus Eis, Gas, Staub und kohlenstoffhaltigen Verbindungen.

Thomas Niemann, Stellarium

„Man kann sich diese Kometen wie stark verschmutzte Schneebälle vorstellen“, sagt Niemann. Der Halley’sche Komet erscheint etwa alle 76 Jahre am Himmel und ist sogar mit dem bloßen Auge zu erkennen. Neuer Verdacht: Hat der Halley’sche Komet den Sterndeutern den Weg zu Jesus gezeigt? Vor mehr als 2000 Jahren war der Komet tatsächlich am Himmel zu sehen. Doch Halley erschien etwas zu früh, wahrscheinlich schon zwischen August und Oktober im Jahre 12 vor Christus.

Passt also zeitlich gar nicht. Denn so komisch es sich auch anhört: Jesus ist nach Berechnungen von Historikern etwa zwischen dem Jahr 8 und dem Jahr 4 vor „Christus“ geboren worden. Mittlerweile hat man herausgefunden, dass König Herodes, von dem in der Bibel die Rede ist, im Jahr 4 vor Christus gestorben ist. Dazu kommt: In der Antike hat man mit Kometen auch nicht unbedingt gute Ereignisse, sondern eher Unheil und Verderben in Verbindung gebracht. Und: Ein Komet wäre nicht auf der Stelle stehengeblieben, wo Jesus geboren wurde, sondern weitergezogen.

Richtig hell und gut sichtbar sind aber auch Explosionen von Sternen. „Supernova nennt man das“, sagt Niemann und die Schüler staunen, wie die Bilder der gewaltigen Detonation die ganze Kuppel füllen. Doch eine Supernova um die Zeit von Jesus Geburt hätte Spüren hinterlassen. Astronomen haben die bislang bekannten Supernova-Reste untersucht, aber keine fiel in das Zeitfenster, das für die Geburt von Jesus in Frage kommt. „Was für Planeten kennt ihr denn“, fragt Niemann die Schüler. „Uranus, Neptun, Saturn und Jupiter“, wissen die Schüler.

Zwei davon könnten tatsächlich eine Rolle gespielt haben beim Stern von Bethlehem. Niemann weiß: Im Jahr 7 kam es zu einer Begegnung von Saturn und Jupiter. Die Planeten sind sich sehr nahe gekommen und das sogar drei Mal innerhalb eines Jahres. Für die antiken Gelehrten waren Sterne nicht nur einfache Himmelskörper. Was sich dort oben abspielte, wurde durchaus mit Ereignissen auf der Erde verglichen. „Königsstern“ sagten die Weisen zum Jupiter und Saturn entsprach dem Gott „Kajmanu“ (Kaimun), einem Wandelstern, der mit dem König Israels in Verbindung gebracht wurde. Die Planeten trafen sich im Sternbild Fische, das in Babylon für das Land Palästina stand. Saturn und Jupiter, die ganz nah an einander vorbeischweben, könnte für die antiken Sternendeuter so etwas wie „Im Himmel wie auf Erden“ bedeutet haben.

Thomoas Niemann

Möglicherweise dachten sie, ein neuer König musste in Palästina geboren worden sein. Ganz nah sind Jupiter und Saturn sich zwar gekommen. „Aber nicht so nah, dass sie aussahen wie ein einziger heller Stern“, sagt Niemann.

Die Suche nach dem Stern von Bethlehem bleibt ein großes Rätsel.