Im Bürgerbus geht es zu wie in „einer großen Familie“
Der 74-jährige Wolfgang Peter lenkt den Bürgerbus durch Erkrath.
Erkrath. Mit großem Hallo wird Wolfgang Peter erwartet. Öffnet er die Türen zu seinem Bus, ist er mit seinen Passagieren unmittelbar im Gespräch. „Nach Hause bitte!“, lautet die übliche Bitte. Und Wolfgang Peter, zusammen mit weiteren zwei Fahrerinnen und 15 männlichen Kollegen als Buslenker aktiv, weiß sofort, wohin die Fahrt geht. „Ist mal einer länger nicht dabei, fragen wir uns, was der Grund dafür ist“, erklärt der knapp 74-Jährige. Der pensionierte Oberstudienrat chauffiert nicht irgendeinen Bus: Er lenkt den Bürgerbus.
2010 initiiert, feiert dieses „Aushängeschild bürgerschaftlichen Engagements“, wie Bürgermeister Christoph Schultz gratulierte, in diesem Sommer seinen 6. Geburtstag. Beim Bürgerbus ist der Name Programm: Der Minibus, der Platz für acht Passagiere plus Fahrer bietet, verkehrt dort, wo es sich für die Großmodelle der Rheinbahn nicht lohnt.
Die Idee dazu stammt ursprünglich aus den Niederlanden, Ehrenamtler wie Wolfgang Peter und Ulrich Schimschock haben sie für ihre Stadt adaptiert. Und gleich um weitere Service-Quotienten erweitert: Stehen Senioren mit Rollator vor der Bustür, wird ihnen ebenso geholfen wie den Mitfahrern, die sich mit schweren Einkaufstüten und Taschen plagen.
Das Transportmittel und seine Belegschaft leben eine Erfolgsgeschichte. „Man hat das Gefühl, in einer großen Familie zu sein“, sagt Wolfgang Peter. Die Kundschaft ist ebenfalls zufrieden. „Wir sind alle froh, dass es diese Sonderlinie gibt“, „eine Bereicherung, besser geht es nicht“, und „wunderbar und toll“, loben Nutzer die Einrichtung überschwänglich. „Wir sind alle sehr zufrieden.“
An theoretisch 80 Haltestellen — die Sonderlinie genießt Extrawürste und darf per Sondergenehmigung auch zwischen eingerichteten Haltestellen Menschen ein- und zusteigen zu lassen — verkehrt das von Fahrern des Bürgerbusvereins gelenkte Vehikel. Freitag ist Rush hour, auch weil Markt ist. „Da ist es ordentlich voll“, wissen regelmäßige Nutzer aus Erfahrung.
Weil viel im Bus und auf den Straßen los ist, kommt es schon mal zu Verzögerungen. „Das stört aber keinen“, wissen alle. Denn das Transportmittel befördert seine Fahrgäste — Kinder lösen den Fahrschein ab einem Euro, für Erwachsene beträgt der Betrag für die einfache Fahrt 1,50 Euro — nicht nur: Der Bürgerbus eröffnet auch Kontakte und wird als Kommunikationsmittel geschätzt. „Wenn man etwas wissen oder erfahren will, nimmt man diesen Bus“, heißt es bei den Erkrathern. von