Tiere kennen gegenüber Menschen keine Vorurteile

Naturschutzzentrum Bruchhausen setzt in Zukunft auf tierische Unterstützung.

Foto: Dietrich Janicki

Erkrath. Winterruhe? Nichtstun? Füße hochlegen? Davon konnte Karin Blomenkamp auch in den vergangenen Jahren nur träumen. Irgendwie gibt es für die Leiterin des Naturschutzzentrums Bruchhausen auch in der Winterzeit immer etwas zu tun — auch wenn so mancher tierische Wegbegleiter sich längst zum winterlichen Nickerchen auf die faule Haut gelegt hat. In diesem Jahr allerdings ist daran überhaupt nicht zu denken. Denn seit Anfang November ist das Naturschutzzentrum (NSZ) eines von acht Regionalzentren für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in NRW.

Was sich auf den ersten Blick recht sperrig und nach viel Bürokratie anhört, soll nun ziemlich schnell konkret werden. Für Karin Blomenkamp heißt das vor allem, dass sie gemeinsam mit ihren Mitstreitern noch viele Tage und Wochen damit zubringen wird, das neue Konzept mit Leben zu füllen. „Das ist für uns ein Perspektivenwechsel“, sagt sie über all das, was sich inhaltlich dahinter verbirgt, nun ein BNE-Regionalzentrum zu sein. Sei es bislang im NSZ vorwiegend um Ökologie gegangen, so werde man zukünftig alle Facetten nachhaltiger Lebensentwürfe beleuchten und sie in konkrete Angebote umsetzen. Klima, Konsumverhalten, Ernährung: All das wird fortan dazugehören, wenn es um Nachhaltigkeit geht.

Die Einladungen für ein erstes Vernetzungstreffen sind bereits verschickt. Kommen sollen all diejenigen, die sich eine Vernetzung mit dem Naturschutzzentrum gut vorstellen können. Zeittunnel, Planetarium, Biostation Haus Bürgel: Potentielle Kooperationspartner gibt es im Kreis Mettmann genug. Entwickeln will man dabei möglichst viele Ideen, die später unter anderem das Bildungsangebot in Schulen und Kindergärten bereichern sollen.

Karin Blomenkamp, Naturschutzzentrum Bruchhausen

Ein erster Schritt ist bereits gemacht: Das Naturschutzzentrum engagiert sich beim SKFM-Projekt „Zündstoff“, bei dem Schulverweigerern der Weg zurück ins Klassenzimmer geebnet werden soll. „Mit tiergestützter Pädagogik lässt sich so manches aufbrechen“, berichtet Karin Blomenkamp von ihren Erfahrungen. Tiere seien im Miteinander mit Menschen sehr geschickt und ohne Vorurteile. Das wolle man sich nun zunutze machen, um in mancherlei Hinsicht einen pädagogischen Brückenschlag zu ermöglichen. Auch bei der Sprachförderung von Flüchtlingskindern möchte man sich zukünftig engagieren. „Wenn sie den Ziegen oder den Eseln gegenüberstehen, sind alle Berührungsängste vergessen und sie plaudern munter drauflos“, weiß die Leiterin des Naturschutzzentrums.

Das Projekt ist bis zum März 2017 befristet und wird mit 38 000 Euro bezuschusst. Ein Antrag auf die Verlängerung bis zum Jahresende läuft bereits und auch danach kann jährlich ein solcher Verlängerungsantrag gestellt werden. Durch die finanzielle Unterstützung ist es möglich, zusätzliche Honorarkräfte einzustellen, um so umweltpädagogische Angebote in den Schulen und Kindergärten im Kreis Mettmann zu etablieren. Nachdenken will man in Bruchhausen auch über den Einsatz von Schulbussen. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der lange Weg von der Bushaltestelle zu uns gerade für jüngere Schüler eine Hürde darstellt“, so Karin Blomenkamp. All das hört sich nach einem nachhaltigen Konzept an — und darum sollte es bei Bildung für nachhaltige Entwicklung schließlich auch gehen.