NRW Hochwasserschutz lässt auf sich warten

Erkrath · Zehn Wochen nach den Überflutungen ist noch einiges aufzuarbeiten, sagt die Stadt. Konkrete Schutzmaßnahmen stehen noch nicht fest. Klar ist: Es wird so schnell kein System geben, das die riesigen Wassermengen bewältigen kann.

Am 14. Juli traf der Starkregen auch Erkrath. Das Bild zeigt ein versunkenes Auto vor einer Garage an der überfluteten Morper Allee.

Foto: David Young / dpa

Der Schock, die Verunsicherung und Verärgerung sitzen tief bei den Bürgern, die von den verheerenden Flutwellen am 14. und 15. Juli dieses Jahres in Erkrath eiskalt erwischt worden waren. Das haben einige Lokalpolitiker in den seither vergangenen Wochen zu spüren bekommen. Warum ist in Alt-Erkrath nicht nur Regenwasser, sondern auch Schmutzwasser in die Häuser gelaufen? Welche Maßnahmen werden ergriffen, um dies künftig zu verhindern, und um vor allem die schwer kalkulierbaren kleinen Gewässer im Zaum zu halten? Müssen Mauern gebaut, Rückhaltebecken erweitert werden?

Fragen, die die Politik jetzt mit in den Umweltausschuss brachte, die von der Stadt aber (noch) nicht erschöpfend, geschweige denn zufriedenstellend beantwortet werden konnten. Bürgermeister Christoph Schultz stellte klar: „Unsere Vorsorge war dem damaligen Stand entsprechend gut, wir haben sogar eine Starkregenberaterin als Ansprechpartnerin für die Bürger. Aber dieses Hochwasser war das schlimmste Umweltereignis, das die Stadt je erlebt hat. Wir müssen alles auf den Prüfstand stellen. Ich wünschte, wir wären schon weiter, aber es gibt einiges aufzuarbeiten“, so Schultz.

Zurzeit laufen vor allem weitergehende Untersuchungen zum Hochwasserschutz an der Düssel, konkrete Ergebnisse liegen aber noch nicht vor. Die Grundidee ist, künftig auch die Pegelstände kleiner Gewässer zu ermitteln, und zwar digital und mit einem Alarm verknüpft, der dann rasch an die Bevölkerung gegeben werden kann. Es muss künftig früher gewarnt werden, das war Tenor aller Parteien. Zumal im Verlauf der Ausschuss-Sitzung von Fachleuten betont wurde, dass Erkrath (wie die umliegenden Städte, die in dieser Angelegenheit nicht isoliert betrachtet werden können) in den nächsten 15 bis 20 Jahren kein System haben wird, dass diese Wassermengen bewältigen kann. Es kann also vorerst nur um Schadensbegrenzung und nicht um komplette Schadenabwehr gehen.

BRW bilanzierte höchste Tageswerte bei Starkregen

Dass es gigantische, von niemandem vorhersehbare, so noch nie dagewesene Wassermengen waren, die Mitte Juli auf Erkrath, Haan und Teile von Mettmann herabgestürzt waren, hatte eine Vertreterin des Bergisch-Rheinischen Wasserverbands (BRW) verdeutlicht. Der verzeichnete in dem genannten Zeitraum großflächigen Niederschlag, eine Überlagerung von extrem ergiebigem Dauerregen (zirka 80 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden) und heftigem Starkregen (35 bis 60 Liter pro Quadratmeter in sechs Stunden), alles in allem einen Niederschlag von bis zu 176 Millimeter innerhalb von 24 Stunden. Der höchste je gemessene Tageswert sei damit an vielen Stationen im BRW-Gebiet überschritten worden.

Kein Wunder, dass die insgesamt 500 000 Kubikmeter fassenden Regenrückhaltebecken fast allesamt (39 von 42) randvoll gelaufen waren und, um eine Überflutung der Dämme zu vermeiden, durch geöffnete Unterläufe in Gewässer hätten entlastet werden müssen, wie der BRW bilanziert. Seit Jahren kämpfe er vorbeugend für größere Abstände zwischen Gewässern und Bauwerken, finde dafür aber nicht viel Gehör bei Politik und Kommunen, wie es hieß. Das wiederum war Wasser auf die Mühlen der Grünen, denen die Düssel zu sehr durch Bebauung eingeengt ist. Und es werde weiter gebaut, auch unmittelbar an Gewässern. Ihr Beschlussvorschlag – „Die Stadt unterlässt bis auf weiteres alle Maßnahmen, die zu einer Erhöhung der Überschwemmungsgefahr beitragen. Dazu gehört insbesondere die weitere großflächige Versiegelung von Grundstücken, etwa durch die Ausweisung oder Realisierung von neuen Baugebieten wie Erkrath-Nord, der Neanderhöhe und an der Schmiedestraße und einzelner Baumaßnahmen unmittelbar an Gewässern wie etwa an der Düsseldorfer Straße 1/Hubbelrather Bach“ – erntete im Betriebsausschuss aber lediglich fünf Ja-Stimmen. Zwölf Mitglieder stimmten mit Nein, die BmU enthielt sich.