Regenbogenschüler machen Kinder-Radio

Mit einem Team des WDR lernen die Jungen und Mädchen der Klasse 4c, wie Nachrichten für eine Radiosendungen entstehen.

Foto: Achim Blazy

Erkrath. Das Thema „Ehe für alle“ lässt fünf Viertklässler kichern. Zwei Männer als Eltern? „Kommen dann beide angelaufen, wenn ich ,Papa’ rufe?“ fragt ein Junge aus der Runde. „Nein“, sagt die WDR-Mitarbeiterin tapfer, „da wird es dann eindeutige Rufnamen geben.“ Die Gruppe hat die schwierigste der sechs Nachrichten bekommen. Den Aufmacher — mit vielen Fremdworten. „Was bedeutet Adoption?“

Als alle Verständnisprobleme geklärt sind und nach einer weiteren, halben Stunde Arbeit sind die acht wichtigsten Zeilen des Tages zum Thema geschrieben: Der Bundestag entscheidet am Freitag, in 20 europäischen Ländern ist die „Ehe für alle“ längst selbstverständlich. In Europa ist Deutschland also nicht Vorreiter, sondern Schlusslicht.

Fertig. Einen ganzen Tag lang lernten die 29 Schüler der 4c an der Regenbogenschule gestern, wie Radionachrichten entstehen. Von der Themenauswahl in einer großen Konferenz bis zum Sprechen der Nachrichten vor einem Mikrofon. Keine dröge Fingerübung für den großen Mülleimer des Westdeutschen Rundfunks, WDR, sondern die 17 Uhr Nachrichten im Internet und ab 19.05 Uhr bei WDR 5 im Radio. KiRaKa, der Kinderradiokanal ist eine Woche lang Gast in der Erkrather Grundschule.

„Am Ende der Grundschulzeit wollte ich mit der 4C noch einmal ein spannendes Projekt machen“, sagte Lehrerin Pascale Willig. Deshalb reisen jeden Tag Radio-Profis aus Köln nach Unterfeldhaus. Mit KiRaKa-Reporterin Insa Backe waren die Kinder am Montag spontan auf dem benachbarten Tennisplatz. Denn mit dem eigentlich vorgesehenen Indianer gab es ein Abspracheproblem. Gestern standen die Nachrichten, heute die Tennisplatz-Reportage auf dem WDR-Sendeplan. Zum Abschluss fährt eine dreiköpfige Abordnung der Regenbogen-Schüler nach Köln ins WDR-Funkhaus.

Jan-Philipp Wicke, WDR-Mitarbeiter

„Eines unserer Hauptziele ist es, die Grundschulkinder mit dem Radio vertraut zu machen“, erläutert WDR-Mitarbeiter Jan-Philipp Wicke. Das ist heute nötiger als früher. Denn längst herrschen Internet und Videospiele auch im Kinderzimmer und Fünf- und Sechsjährige müssen erst lernen, ein Medium für sich zu entdecken, das niemals Bilder zeigt.

Dann aber sind alle mit Feuereifer bei der Sache. Die Kinder wählen die Nachrichtenthemen aus. Sie streichen fremdbebrütete Straußeneier im Zoo von Münster zugunsten einer kalifornischen Elefantendame, die nach dem Verlust ihrer langjährigen Freundin 350 Kilometer weit in den Zoo von Los Angeles umziehen muss. Zusammen mit einer Feuerwehrübung in Haan, einer Wettfahrt zwischen einem Kreuzfahrtschiff und einem Segler und der Tour de France wird eine Nachrichtensendung daraus.

„Kinder wissen eigentlich sehr gut, was in der Welt vor sich geht“, sagt Nachrichtenmann Wicke. Darum habe sich der Sender auch entschlossen, angstmachende Themen wie Terroranschläge oder schwierige wie die „Ehe für alle“ nicht fernzuhalten. „Wir müssen solche Ereignisse und Meldungen für Kinder erklären und einordnen.“ Die Nachrichten werden in der Regenbogenschule getippt und von einem Redakteur in Köln abgenommen. Um 15 Uhr, zum Abschluss, sagen Kinder und Radiomacher ihr Tagesfazit: „Es war schön, aber anstrengend.“