Schützen: Zielwasser darf auch Bier sein

Beim Bürgerschießen der St. Hubertus Bruderschaft ist Hektik ein Fremdwort.

Unterbach. Friedliche Ruhe herrscht auf dem Schützenplatz am Zault. Ein kleiner Hund tapst durchs feuchte Gras, die Schausteller scheinen noch zu schlafen. Die Buden sind verriegelt, die Scooter stehen in Reih’ und Glied.

Nur eine Handvoll Schützen ist schon wach, hat sich im vollen Ornat am Schießstand getroffen. Bei Cola, Bismarckhering und Brötchen sitzen sie auf Bierbänken und blinzeln in die Sonne. Zweiter Vorsitzender Elmo Keller legt seinen Filzhut in die Sonne. „Der ist immer noch feucht vom Regen gestern“, sagt er und lacht. Eine halbe Stunde habe er ihn geföhnt. Mit mäßigem Erfolg.

Die Schützenbruderschaft hat am Montagmorgen zum Bürgervogelschießen geladen. 240 Lose wurden verkauft. Kommen die Bürger nicht, schießen die Schützen. Erst auf Sterne, dann auf den Vogel. Trifft der Schütze, gewinnt trotzdem der Bürger. Zehn Euro pro Stern, 25 Euro je Pfand, und wer den Klotz runtergeholt, erhält 100 Euro.

Die Schützen bleiben unter sich. In aller Ruhe frühstücken sie, treffen die Vorbereitungen für den Wettbewerb, der mit deutlicher Verspätung beginnt. „Was ist denn mal mit dem Bier?“, fragt ein Schütze.

Die Sterne sind angebracht, aber das Kleinkalibergewehr fehlt noch. Es herrscht keine Eile. Das erste Fass Altbier wird angeliefert. „Wo eröffnen wir denn das Buffet?“, fragt der Träger, der das Fass aus dem Kühlraum geholt hat und platziert es zentral und für alle gut erreichbar. Zwei Kisten voller Gläser folgen.

„Du bekommst keinen Fisch“, ermahnt eine Frau ihren Hund, der mit treuen Augen einen jungen Mann anbettelt, der in ein belegtes Brötchen beißt. Und den Hund ohne großes Nachdenken abbeißen lässt. Die Frau schüttelt den Kopf.

„Ich wünsche allen gut Schuss“, tönt es aus Lautsprechern. Der Wettstreit um den Bürgervogel beginnt. Der erste Schütze setzt sich hinter das Kleinkalibergewehr, zielt und der Schuss ertönt. „Fehler“ ruft Andreas Diering. Auch der nächste Schütze trifft nicht. „Fehler!“ Diering kontrolliert das Gewehr. „Das schießt überall hin — nur nicht dorthin, wo es soll“, schimpft er. Diering justiert nach.

An den Plätzen eins und zwei wird der Joachim-Zech-Wanderpokal ausgeschossen. Namentlich werden die Männer aufgerufen, kramen in ihren Hosentaschen nach Munition, laden ihre Gewehre. „Ich darf zweimal?“, fragt einer der Schützen. Nicht alle kennen das Prozedere.

Dann geht es Schuss auf Schuss. Die Schützen werden nacheinander namentlich aufgerufen und nehmen hinter den Gewehren Platz. Ein neues Problem tut sich auf. „Das Bier könnte kälter sein“, stellt einer der Schützen fest. „Wie lange steht es denn schon in der Kühlkammer?“ Ursachenforschung wird betrieben. Es kommt der ganz pragmatische Tipp aus den Reihen der nicht schießenden Gäste: „Dann müssen wir halt schneller trinken.“

Wieder Unterbrechung an Platz fünf. Die ersten 26 Sterne sind gefallen. Fehlen noch neun. Eine neue „Sonne“ wird montiert, ein Schütze bringt kulinarischen Nachschub: zwei große Platten mit Mett und Zwiebeln. Die Brötchen folgen. Währenddessen klingen die Schüsse weiter über den Platz. „Fehler!“