Ist Haan zu klein für eine neurologische Praxis?

Seniorenbeirat kämpft weiter für einen Arzt vor Ort. Die Kassenärztliche Vereinigung stellt jedoch Bedingungen.

Haan. Schon seit Monaten verfolgt der Haaner Seniorenbeirat emsig sein Ziel. Sogar Unterschriften hat er gesammelt. Inzwischen sind es mehr als 1300. Der Beirat will, dass sich ein Neurologe in der Stadt niederlässt. Doch das ist keinesfalls so einfach wie es klingt.

Zunächst muss mit der Kassenärztlichen Vereinigung, die grob gesagt für die Verteilung der Ärzte in einer Region zuständig ist, verhandelt werden. Und dann muss natürlich auch ein Neurologe gefunden werden, der dazu bereit ist, eine Praxis oder wie in diesem Fall eine Zweitpraxis für einige Stunden in der Woche in Haan zu eröffnen. „Uns geht es nur um die Basisversorgung. Darum, dass man in kurzer Distanz und schnell einen ersten Ansprechpartner hat“, sagt Artur Koch, Zweiter stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirats.

Bislang müssen die Haaner nach Hilden, Erkrath oder Mettmann fahren. Dort sitzen die nächsten Neurologen. Bis 2006 gab es auch in Haan eine neurologische Praxis. Diesen Zustand wünschen sich die Senioren nun zurück. „Die Wege in die Praxen der Umgebung sind zu lang, besonders für immobile Menschen“, sagt Friedhelm Reisewitz, Vorsitzender des Seniorenbeirats.

Profitieren von einem Neurologen vor Ort würden zudem natürlich nicht nur alte oder immobile Menschen.

Artur Koch, aus dem Vorstand des Seniorenbeirats über die Bemühungen, einen Neurologen nach Haan zu holen.

Nach Angaben von Artur Koch hat die Kassenärztliche Vereinigung in der Zwischenzeit einen „Bedarf“ in Haan bestätigt. Nach der Übergabe der Unterschriftenliste habe sie dem Beirat darüber hinaus zugesichert, das Vorhaben zu unterstützen.

In der Zwischenzeit ist sogar eine Ärztin gefunden worden, die dazu bereit ist, eine Zweitpraxis in Haan zu eröffnen. Dr. Doris Augustin-Reuß praktiziert in Solingen. Ende Juli wurde sie bei der Kassenärztlichen Vereinigung zum Gespräch gebeten. Die lehnte laut Koch jedoch Augustin-Reuß’ Antrag auf Eröffnung der Zweigstelle mit der Begründung ab, dass zu wenig Sprechstunden angeboten werden. Das Minimum seien vier Stunden in der Woche. Da Augustin-Reuß derzeit im Urlaub ist, konnte das weitere Vorgehen nicht besprochen werden. Der Seniorenbeirat hofft auf einen Einspruch der Ärztin. Alternativ sei laut Koch eine Kooperation mit dem Krankenhaus denkbar.