Älter werden in Haan Sie helfen bei Fragen rund ums Smartphone
Haan · Die Digitalpaten des Gruitener Bürger- und Verkehrsvereins lösen zweimal im Monat individuelle Probleme beim Handling von Smartphone, Tablet und Co..
Der Vater im Seniorenalter hat vom Sohn ein recht neues Handy übernommen. Die Einweisung durch den Junior war wohl nachvollziehbar, die Erinnerung an Details nach wenigen Stunden aber schon verblasst. Jetzt wäre jemand nötig, den man fragen könnte: „Kannst du mir das mal zeigen?“
Das genau ist das Motto der Digitalpaten des Bürger- und Verkehrsvereins (BVV) Gruiten. Jeweils in der zweiten Woche eines Monats – mittwochs von 15 bis 17 Uhr und freitags von 10 bis 12 Uhr (die nächsten Termine sind am 12. und 14. Februar) – beantworten die computer- und handykundigen Helfer alle Fragen und lösen individuelle Probleme. Dazu nutzt der aktive Kreis die Räume der Stadtbücherei in der Gruitener Grundschule an der Prälat-Marschall-Straße 65.
Ob es um erste Schritte mit dem Smartphone oder dem Tablet geht oder es Fragen zu Apps gibt – die bislang sechs Digitalpaten unterstützen die Besucher geduldig und unkompliziert. Wolfgang Kambach leitet die Initiative. Die schon vorhandenen eigenen Kenntnisse stockte er durch eine Digital-Kompass-Fortbildung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz auf.
Wer mit der Digitalisierung nicht mitgeht, kann abgehängt werden
Immer mehr Kommunen wollen ihr digitales Angebot ausbauen, immer mehr Angelegenheit des Alltags – von der Fahrplan-Auskunft bis zum Lösen des Bustickets, vom Zahlen der Parkgebühr bis zur schnellen Information über Öffungszeiten – laufen heute online. Wer diese Entwicklung – aus Angst oder mangels Praxis mit dem Smartphone oder Computer – nicht mitgeht, läuft Gefahr, abgehängt zu werden. „Dagegen wollen wir etwas tun“, spricht sich Wolfgang Kambach für die aktive Hilfe aus. Zwar gebe es einschlägige Broschüren. „Aber die liest sich keiner durch“, hat Kambach festgestellt und will die Gruitener Digitalpaten deshalb bewusst anders aufstellen. In einer Einzelbetreuung wird ein konkretes Problem angegangen und gelöst. Das Motto dabei: „Es macht Spaß, digital fit zu sein, es macht mein Leben leichter, ich kann besser kommunizieren, ich bin dabei!“
Die Helfer haben festgestellt: „Viele der Besucher haben Scheu, sich zu öffnen.“ Da soll es helfen, wenn die Digitalpaten halbwegs gleichaltrig sind. So können auch Bedarfe festgestellt werden. Und es wird eher gelingen, „den möglichen Spaß und wirklichen Nutzwert der neuen Technik zu vermitteln“, betont Ralf Poppel, zweiter Vorsitzender des BVV. Denn es ist für die Großmutter viel schöner, ein Filmchen vom ersten Krabbeln der Enkelin zu sehen als davon beim Telefonat mit der entfernt wohnenden Tochter zu hören.
Bei den bisher sechs Schulungsaktionen wurden rund 50 Besucher gezählt. „Manche sind schon mehrfach da gewesen“, weiß Kambach. Das „Altersfenster“ reichte von 50 bis weit über 80 Jahre. Nach dem Kommunalprofil der Stadt Haan von 2018 sind im Stadtgebiet 14.702 Personen älter als 50; davon leben rund 3230 Personen in Gruiten, stellt BVV-Vorsitzender Wolfgang Stötzner fest. Den Abbau von Hürden und das Erreichen der Zielgruppe sieht Stötzner als Herausforderungen für den seit 97 Jahren bestehenden Verein.
Die Digitalpaten-Gruppe entstand im Jahr 2023 aus dem Projekt „Digitalisierung im Alter“ am Runden Tisch in Gruiten. Es gab Gespräche mit Dr. Hermann Neumann von der „smart help“-Gruppe Haan und dem Aktivposten im Projekt „Lerntüte“. Ein erstes Konzept lag im Frühjahr 2024 vor, der BVV entwickelte die Ideen weiter und band dabei auch Erwin Knebel von den Digitalpaten im Kreis Mettmann ein. Auf dem Bürgertreff im Oktober 2024 wurde das neue Projekt vorgestellt. Wolfgang Stötzner sagt: „Wer mehr Digitalisierung will, der müsste auch in die Schulung investieren.“ Unter diesem Aspekt hofft der BVV-Vorsitzende auf Sponsoren oder öffentliche Zuschüsse.