Die meisten Frauen kennen das: Durchquert man eine Unterführung, beschleunigt man automatisch den Schritt. Man fühlt sich subjektiv unwohl, auch wenn unmittelbar keine Gefahr erkennbar ist. Gibt es auch in Hilden Angsträume? Dieses Thema hat die Junge Union Hilden aufgegriffen. „Hilden aus der Frauenperspektive – wir geben Angsträumen keinen Platz“ lautet die Initiative der JU, die helfen soll, an einschlägigen Orten in der Stadt spezifische Gefühle der Unsicherheit zu beseitigen. Beim JU-Treff im CDU-Parteibüro, wo das Thema im Detail sondiert werden sollte, und über die nächsten Schritte der Agenda informiert wurde, waren jedoch nicht nur junge Frauen, sondern auch junge Männer, darunter JU-Vorstand Fabian Filatov, anwesend.
„Wir freuen uns, dass auch ihr Jungs dabei seid, das zeigt, dass das wichtige Thema nicht nur uns Frauen betrifft“, sagte Danielle Winterberg, Beisitzerin im JU-Vorstand in Hilden, die gemeinsam mit Alina Hufmann das komplexe Thema auf die politische Agenda heben will. „Die Idee dazu kam uns, als im Rahmen unseres Girls Day am 8. März Sicherheitsfragen im öffentlichen Raum immer wieder zur Sprache kamen“, so Alina Hufmann.
Zwischen individuellen Empfindungen – Erfahrungen mit kriminellen Konfrontationen gab es glücklicherweise keine – und wissenschaftlicher Aufarbeitung versuchte Nina Schuster zu vermitteln. Die Bonner Studentin, die in ihrem Bachelorstudium Geografie, Politik und Soziologie studiert hat und in ihrem Masterstudium Politische Wissenschaften studiert, hat sich seit geraumer Zeit auf das Thema Sicherheit für Frauen im öffentlichen Raum spezialisiert. „Das Thema wollte ich aber nicht nur im wissenschaftlichen Bereich behandeln, sondern auch ganz konkret und bin genau deshalb in die Kommunalpolitik eingestiegen“, sagte Nina Schuster, die zwar Hilden konkret nicht kennt, aber mit gewissen Strukturmustern bei der Analyse und den Möglichkeiten, sogenannte Angsträume zu entschärfen, Hilfe leisten konnte.
Spezifische Gefühle der Unsicherheit bis Bedrohung
Nina Schuster leitete die Existenz von Angsträumen von einem Anpassungsverhalten Betroffener ab. Verabredungen wie „Schreib` mir, wenn du Zuhause bist“, einen früheren Bus nehmen, besonders auf die Umgebung achten, sowie dunkle Wege, selbst wenn sie Abkürzungen sind, meiden, sind Reaktionen, die selbstverständlich geworden sind, aber nicht sein sollten. Auf Post-Its sollten alle Teilnehmenden ihre „Favoriten“ mit dem höchsten Angstgrad notieren. Angstraumsieger wurde die Gabelung, wo häufig schon am Tag an den Bushaltestellen rivalisierende Schülergruppen für eine aggressive Atmosphäre sorgen. Aber auch der Fritz-Gressard-Platz und Stadtpark, der Nove-Mesto-Platz, der Hauptbahnhof und der Bahnhof-Süd, die Flächen um Pungshausstraße und Holterhöfchen sowie die Gegend um Richard-Wagner- und Furtwängler-Straße im Hildener Norden und selbst die Mittelstraße zu später Stunde sorgen für spezifische Gefühle der Unsicherheit bis Bedrohung.
Häufig sind es die Stadtarchitektur mit Nischen oder dunklen Durchgängen, die das Unsicherheitsgefühl verursacht. „Das Steinhäuser-Zentrum ist da als klassische Bausünde der 70-er Jahre ein gutes Beispiel, heute sind viele Läden aufgegeben und sind vermutlich auch nicht mehr vermietbar“, konstatierte Susanne Brandenburg.
Offen blieb, welches Konzept hier zu einer Belebung als einfachstes Mittel zur Vermeidung von Angsträumen greifen kann. Weitere Lösungsvorschläge reichten von mehr Zivilcourage unter Passanten, über mehr Sauberkeit und bessere Beleuchtung in Passagen und Unterführungen, Intensivierung sozialpädagogischer Betreuung bis hin zu einer erhöhten Präsenz von Ordnungsamt und Polizei.