Bei der Hospizbewegung ist der Tod kein Tabuthema

Der Verein hat 600 Mitglieder. Er bietet Einzelgespräche und Tagesseminare an.

Foto: Ralph Matzerath

Es ist kein Tabu mehr, über den Tod zu reden. Auch Trauer darf inzwischen offen gezeigt werden. Diesen gesellschaftlichen Wandel haben Koordinatorin Christine Erm und Mitarbeiterin Stephanie Hahn von der Hospizbewegung St. Martin hautnah miterlebt. Vor 20 Jahren, als die Hospizbewegung in Richrath gegründet wurde, sah das noch anders aus. Seit 2004 gibt es auch an der Monheimer Heinestraße eine Nebenstelle, die jetzt nach der Renovierung ihre Angebote aufstockt.

Heute sind Trauergruppen, in denen Angehörige sich über den Verlust eines geliebten Menschen austauschen, längst üblich. In der Gründungszeit des Vereins gab es solche Hilfen kaum. Und eine Begleitung von Schulklassen, wenn ein Klassenkamerad oder ein Lehrer stirbt, waren undenkbar. Auch die bietet der Hospizverein jetzt an. „Wir gehen zudem regelmäßig in den Religionsunterricht der Schulen und sprechen mit Kindern über die Themen Tod und Sterben“, sagt Christine Erm. „Junge Menschen sind da sehr aufgeschlossen.“

Diese Entwicklung erleichtert die Arbeit der 50 ehrenamtlichen Helfer. Etwa zwei bis vier Stunden sind sie jeweils pro Woche im Einsatz, betreuen Todkranke und unterstützen die Angehörigen mit Trost und Zuspruch. Mit ihnen zusammen wird überlegt, welche Hilfen gewünscht sind. Berührungsängste gibt es selten. „Das geht meistens ruckzuck“, sagt Mitarbeiterin Barbara Potthoff. „Die Menschen sind so voll mit ihren Sorgen und Ängsten. Sie wollen reden.“ Christine Erm und ihr Team arbeiten mit Pflegediensten zusammen und informieren auch über finanzielle Hilfen. Oft begleiten sie Todkranke und ihre Familien über Monate. Ist die Diagnose gestellt, dass die Patienten nur noch eine geringe Lebenserwartung haben, kümmert sich die Hospizbewegung auf Anfrage. „Wir gehen nicht nur die letzten drei Stunden ans Bett und halten Händchen“, räumt Christine Erm mit Vorurteilen auf.

Wer die Aufgabe übernimmt, sollte ein gefestiger Mensch sein, merkt Barbara Potthoff an. Doch jedes Schicksal ist anders, und manchmal kommen auch die Helfer an ihre Grenzen. Zwar gibt es für die Ehrenamtlichen regelmäßig Supervisionen, doch sie können die Betreuung einer Familie auch an ein anderes Mitglied im Team abgeben, wenn sie die Situation zu sehr bedrückt. Barbara Potthoff ist schon seit der Vereinsgründung dabei und erlebt, wie sie mit ihren Aufgaben wächst: „Die Menschen sind es einfach wert, dass ich meine Zeit verschenke“, sagt sie.

600 Mitglieder hat die Hospizbewegung in Langenfeld und Monheim. 15 Euro kostet der Jahresbeitrag. Zweimal im Jahr bietet der Verein eine Trauergruppe an. Für die Gruppe, die Ende September startet, können sich Interessierte noch anmelden. Die Mitarbeiter helfen auch in Einzelgesprächen und auf Tagesseminaren.