Fahrraddiebstahl nimmt zu:Täter werden selten gefasst
Im Trend liegt es, Fahrräder „nur kurz“ zu stehlen — Sicherung wird dadurch noch wichtiger.
Geklautes Rad ist teuer. Meistens jedenfalls. Denn es kommen bevorzugt die guten, neuen Räder unter die Räder. Weil die deutsche Versicherungswirtschaft im vergangenen Jahr einen Schaden von rund 100 Millionen Euro durch Fahrraddiebstahl registrierte, schimpfte sie auf die Polizei. Die müsse bei Fahrradklau intensiver ermitteln. Ulrich Löhe, Sprecher der Kreispolizei Mettmann, will diesen Anraunzer so nicht stehen lassen: „Was soll die Polizei denn alles machen? Wir haben viel mehr zu tun als uns ausschließlich um Fahrraddiebstähle zu kümmern.“
Derzeit haben Fahrraddiebe Saison im Süden des Kreises Mettmann, wo im Unterschied zu Haan, Wülfrath oder Velbert alles schön flach ist. Insgesamt aber gab es auch dort 2014 keinen Anstieg bei den Fallzahlen geklauter Räder: Hilden meldete 394 gestohlene Räder (Vorjahr: 392), Haan 46 (Vj. 70), Langenfeld 359 (Vj. 393), Monheim 324 (Vj. 246).
Der statistische Ausreißer in Monheim geht immerhin einher mit einer Verdreifachung der Aufklärungsquote auf 16,7 Prozent aller gemeldeten Fälle. Hinter Langenfeld (11,1 Prozent) und Hilden (4,3 Prozent) liegt die Aufklärungsquote in Haan mit mageren 2,2 Prozent ganz weit hinten.
S-Bahnhöfe, Freibäder, Schulen und belebte Einkaufszentren sind Brennpunkte des Fahrradklaus. Die Sprecherin des ADFC in Langenfeld, Annemarie Mittag, kann davon ein Lied singen: „Ausgerechnet unserer Familie sind innerhalb kürzester Zeit drei Fahrräder gestohlen worden“, sagt sie. Tochter und Sohn büßten ihre Drahtesel beim Einkaufen ein — vor einem Supermarkt und neben der Langenfelder Stadtgalerie.
Fahrrad Nummer drei verschwand, als es am Konrad-Adenauer-Gymnasium stand. Mit einem Hinweis sind Experten dabei schnell zur Stelle: „Fahrräder sollten immer mit einem stabilen Schloss an einen Pfahl oder ein Gitter angekettet werden.“
Alles richtig, sagt Annemarie Mittag: „Aber das hält natürlich auf, wenn man es eilig hat und nur ein paar Besorgungen machen möchte. Ich nutze deshalb mein teures Elektrofahrrad gar nicht mehr zum Einkaufen, sondern ein älteres Modell, bei dem ich nur ein Speichen-Schloss reindrücken muss.“ So etwas gilt als Einladung für Diebe, weshalb die ADFC-Aktivistin bereits eine schriftliche Mahnung der Langenfelder Polizei erhalten hat.
Das Bürgerbüro in Langenfeld und das Ordnungsamt im Monheimer Rathaus registrieren zugleich eine Zunahme bei „nur mal eben entwendeten und dann irgendwo abgestellten Rädern“.
Im Monheimer Rathaus hieß es, vor knapp vier Wochen erst seien 55 nicht abgeholte Fundräder meistbietend versteigert worden — „und jetzt haben wir bereits wieder 47 Räder im Keller, die auf ihre Besitzer warten.“ In Langenfeld gar lagern sogar rund 170 abgegebene Drahtesel. „Auf etwa die Hälfte von ihnen gibt es einen Finderanspruch“, sagt die Chefin des Bürgerbüros, Nina Oberfranc. Wenn sich innerhalb von sechs Monaten kein Besitzer gemeldet haben sollte, bekommen die Finder die Räder.