Hilden: Offensive gegen den Manager-Mangel
Seit Sonntag lässt das Biotech-Unternehmen Mitarbeiter für die Führungsebene ausbilden.
Hilden. Trotz der immer noch hohen Arbeitslosigkeit klagen auch in Hilden Unternehmer über einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Laut einer Studie der internationalen Strategieberatungsfirma "Bain & Company" beklagen drei von vier Firmen, nicht genügend qualifizierte Mitarbeiter zu finden.
Wenn der Markt die gewünschten Fachkräfte nicht hergibt, müssen die Unternehmen selbst für Nachwuchs sorgen. Denn "in wissensbasierten Industrien sind Köpfe das wichtigste Gut". Das sagt Peer Schatz, Vorstandsvorsitzender von Qiagen.
Das Hildener Unternehmen geht deshalb seit gestern einen in Deutschland neuartigen Weg: Europas größtes Biotechnologieunternehmen bietet seinen Mitarbeitern gemeinsam mit der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg einen firmenspezifischen Studiengang an, mit dem die Teilnehmer den international anerkannten Titel "Masters of Business Administration" (MBA) erwerben können.
Unter den ersten 24 Nachwuchskräften, die gestern in Würzburg an der Eröffnungsfeier teilnahmen, waren neun Mitarbeiter des Hildener Stammsitzes. Die anderen Teilnehmer kommen aus neun der weltweit 35 Qiagen-Niederlassungen. Unterrichtet werden sie von Professoren der Uni Würzburg und anderer Hochschulen, aber auch von Experten aus der Wirtschaft. Zwei der insgesamt zehn Bausteine der Weiterbildung werden in den USA gelehrt.
"Wir haben viele herausragende Talente, die über eine einzigartige Expertise auf naturwissenschaftlichem Gebiet, nicht aber über Managementkenntnisse verfügen", sagt der Vorstandsvorsitzende. Dies sei aber für den künftigen Erfolg des Unternehmens unerlässlich: "Nur mit hochqualifizierten Mitarbeitern können wir unsere weltweite Spitzenstellung ausbauen."
"Im Gegensatz zu anderen Unternehmen wollen wir unsere Führungskräfte nicht einfach an Fachhochschule oder Universität schicken, sondern sie gezielt auf Aufgaben im Unternehmen und auf die wachsenden Managementanforderungen unserer Industrie vorbereiten", erklärt Katrin Winkler den Unterschied gegenüber den Wegen, die andere deutsche Unternehmen gehen.
Als Leiterin der Personal- und Organisationsentwicklung ist sie für Aufbau und Durchführung des Projekts verantwortlich. Und das lässt sich das Unternehmen einiges kosten: Qiagen investiert in jeden Teilnehmer jährlich einen mittleren fünfstelligen Euro-Betrag.