Monheim: Renaissance des Kaiser-Apfels

Haus Bürgel: Im Obstgarten der Biologischen Station wächst ein geadelter Naturschatz.

Monheim. Majestätisch steht er auf der Obstwiese und reckt seine Krone nahezu zehn, 15 Meter in die Höhe - immer dem Himmel entgegen. Zwar hat er schon um die 150Jahre auf dem Buckel, aber selbst in diesem gestandenen Alter stellt er die anderen Bäume mühelos in den Schatten. Vor allem jetzt, wo sich seine Äste unter der Last der reifen Äpfel biegen, wirkt er noch pompöser. Er ist wirklich ein Kaiser.

Seit 1864 wächst im alten Garten von Haus Bürgel der Kaiser-Wilhelm-Apfel. Der Witzheldener Volkslehrer und Pomologe (Obstforscher) Carl Hesselmann war damals auf einen vorher völlig unbekannten Apfelbaum, einen "Zufallssämling", gestoßen. Er hatte rotbackige, schmackhafte und stattliche Früchte. Um seiner Entdeckung zu einem guten Start zu verhelfen, fragte am 11.Dezember 1875 "in tiefer Ehrfurcht verharrt Eurer Majestät allerunterthänigster" Carl Hesselmann in Berlin an, ob er der neuen Sorte den Namen "Kaiser Wilhelm" geben dürfe.

Nachdem der Herrscher höchstselbst einen der mitgeschickten Äpfel gekostet hatte, ließ er durch seinen Hofmarschall, Fürst Pückler, "huldvoll mitteilen", dass er einverstanden sei. "Im Allerhöchsten Auftrage habe ich Sie hiervon nicht allein in Kenntnis zu setzen, sondern Ihnen auch zugleich den besonderen Dank Seiner Majestät für die erwiesene Freundlichkeit zu übermitteln", schrieb Pückler umgehend zurück.

Mit dieser Adelung begann der Triumphzug der kaiserlichen Frucht quer durch das ganze Land. Allerdings wurde er in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts abrupt gestoppt. Die Streuobstwiesen hatten ausgedient, an ihre Stelle trat der Plantagenanbau - damit war das Ende des Apfels fast besiegelt. "Er war für den gewerbsmäßigen Anbau einfach zu starkwüchsig - sowohl nach oben als auch im Wurzelwerk", erklärt der Pomologe und Landschaftspfleger Ralf Badtke.

Nur hie und da überlebten einige Exemplare - so just in jenem Obstgarten, in dem der Apfel seinerzeit entdeckt wurde. Vier Bäume sind es rund um das alte Römerkastell, weitere zehn bis 15 in der Umgebung des Naturschutzgebiets Urdenbacher Kämpe.

Geld verdienen lässt sich mit der heute seltenen Frucht nicht. "Das wollen wir auch nicht", betont die Biologin Elke Löbke. "Wir ernten zwar, aber uns geht es ausschließlich darum, diese alte Sorte vor dem Aussterben zu bewahren." Gelegenheit, in den Genuss des Kaiser-Wilhelm-Apfels zu kommen und ein paar Exemplare zu kaufen, gibt es aber dennoch: Am 16. Oktober gibt es von 17.30 bis 19 Uhr auf Haus Bürgel einen Kurs über alte Apfelsorten. Dafür ist unter Telefon 02173/951743 zwar eine Anmeldung erforderlich, doch der Obstverkauf von 14 bis 17 Uhr ist davon ausgenommen.