Hilden: Sichere Wege in die Innenstadt
An den Fußgängerüberwegen setzt die Stadt ein Versprechen um, das sie dem Behindertenbeirat gegeben hat.
Hilden. Eine Baustelle nach der anderen. An der Berliner Straße wird wieder einmal gebuddelt. Dass dort an den Fußgängerüberwegen gearbeitet wird, ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass die Stadt ein dem Behindertenbeirat gegebenes Versprechen ernst nimmt.
Mit dem Beirat war eine zwölf Punkte umfassende Zielvereinbarung ausgehandelt worden, die zwingend vorschreibt, die Belange der Behinderten zu berücksichtigen. Davon profitieren aber auch ältere Menschen und Mütter mit Kinderwagen, für die eine barrierefreie Stadt ebenfalls eine Erleichterung ist.
Die auf dem Gleichbehandlungsgesetz basierende Vereinbarung zielt eigentlich auf Neubauten (Straßen und Gebäude) ab. "Aber dann würde die Umsetzung eine Ewigkeit dauern", sagt der Leiter des Tiefbauamtes, Harald Mittmann (50). Deshalb hat sich die Stadt vorgenommen, auch bestehende Problembereiche zu beseitigen - wenn das Geld dazu vorhanden ist. 80 000 Euro konnten in diesem Jahr im Haushalt aufgetrieben werden, um die Fußgängerüberwege an der Berliner Straße (zunächst zwischen Bismarck- und Hochdahler Straße) für sehbehinderte und blinde Bürger der Stadt zu entschärfen.
Genaue Angaben darüber, wie viele Hildener davon profitieren, gibt es nicht. Nach Schätzungen von Mitarbeitern der Hildener Blindenzeitung und von Augenärzten dürften es zwischen 150 und 200 sein. Und deren Sicherheitsbedürfnisse kollidieren manchmal mit den Interessen von gehbehinderten Menschen, Rollstuhlfahrern, Senioren mit Rollatoren und Müttern mit Kinderwagen.
Für diese ungleich größere Gruppe ist das Überqueren der Straße bei abgesenkten Bordsteinkanten einfacher. Blinden und sehbehinderten Menschen fehlt dort aber der Orientierungspunkt, wo der Bürgersteig aufhört und die Straße beginnt. Auch Blindenhunde brauchen die Bordsteinkante, denn sie sind darauf dressiert, dort zu halten.
Die gängigste Lösung sind die Bodenplatten mit Noppen, die dem Sehbehinderten "Achtung, hier ist etwas" signalisieren, und die gerillten Platten, die ihn zu etwas hinführen. Genau diese Platten werden derzeit an der Berliner Straße verlegt.
Es gibt aber noch eine elegantere Lösung, die beiden Interessen gerecht wird: Beim Neubau des Kreisverkehrs an der Gerresheimer Straße (Höhe Richard-Wagner-Straße und Schalbruch) wurden schräge Bordsteinkanten eingebaut.
Eine Probebegehung des Tiefbauamtes mit einem Blinden und einem Rollstuhlfahrer hat gezeigt, dass beiden mit dieser Lösung geholfen ist. Dass sie nicht auch an der Berliner Straße umgesetzt wird, hat einen einfachen Grund: "Sie ist zu teuer", so Mittmann. Mit der Luxus-Ausführung an allen Überwegen würde es dann wirklich eine Ewigkeit dauern, bis sich Behinderte in Hilden so frei bewegen können wie Nicht-Behinderte.