Langenfeld: Aus Trommlern werden Musiker
Auch an zwei Langenfelder Grundschulen macht das Projekt Jeki zur musikalischen Früherziehung Schule.
Langenfeld. "Jeki" - das steht für "Jedem Kind ein Instrument", Diesen Slogan können Grundschüler im Ruhrgebiet schon länger in Kooperation mit Musikschulen in die Tat umsetzen. Im ersten Halbjahr von Klasse eins bewegen sie sich nach Musik, singen oder malen Noten.
Während der zweiten sechs Monate steht das Ausprobieren von Blas-, Streich-, Zupf- und Tasteninstrumenten auf dem Plan. In Klasse zwei lernen die Kinder, ihr Wunsch-Instrument zu spielen. Dank der Langenfelder Qualitätsoffensive, die bis 2011 den Schulen 200Euro pro Kind zusätzlich beschert, setzen dies nun auch die Richrather Grundschulen Götscher Weg und Martinus-Schule "Jeki" mit der Musikschule um.
"Wir haben doch neulich ein Lied gelernt?", fragt Hildegard Eßer in die Runde. Noch bevor die Dozentin der Musikschule den ersten Akkord auf ihrer Gitarre angestimmt hat, schallt es ihr schon aus zwölf Kehlen entgegen: "Wir machen Musik und spielen Instrumente. Gitarre, Glockenspiel und Trommel. Wir singen und tanzen. Heute ist Musiktag. Die Super-Band sind wir", singen die Mädchen und Jungen der 1a im Raum der Musikschule am Götscher Weg mit Begeisterung.
Eßer sagt den Text mit silbenbetontem Klatschen noch einmal vor. Danach klingt der Chorgesang gleich viel harmonischer. Gar nicht so schlecht, für die zweite Musik-Unterrichtsstunde überhaupt. Bevor es für Gina, Oliver, Vicky, Samuael, Laura und all die anderen ans Trommelschlagen geht, trainiert Eßer mit den Kleinen noch das Gehör.
Mit geschlossenen Augen sollen sie erkennen, wie genau jeweils einer von ihnen um die im Kreis sitzende Gruppe läuft. "Sie ist geschleicht", sagt Sarah-Michelle als Vivienne die Runde gmacht hat.
"Heute ist Musiktag", das gilt auch für den Rest der 1a, die an diesem Vormittag parallel in einem anderen Raum von Thomas Forkert, Experte für die Blasinstrumente, unterrichtet wird. Gruppen von maximal 15 Schülern erhöhen die Effektivität. Auch auf dem Stundenplan der "Sonnenklasse" 1b steht jetzt wöchentlich eine Stunde Musik.
"Uns ist es wichtig, dass wir die individuelle Förderung auf eine möglichst breite Basis stellen. Alle haben jetzt die Chance, ein Instrument zu spielen, unabhängig davon, ob Musik zu Hause eine Rolle spielt oder nicht", begründet Lydia Jüschke, Rektorin am Götscher Weg, warum für sie "Jeki" ein Muss ist.
Dafür ruft ihre Schule 12 000 Euro aus dem Qualitätsfonds der Stadt ab. Jüschke: "Musiklehrer sind sehr schwer zu bekommen. Bei uns unterrichten die Klassenlehrer nach einer Fortbildung Musik."
Besser dran ist da die Martinus-Schule. Dort gibt es eine Fachfrau im Kollegium. Nach dem Crash-Kurs für die beiden ersten Klassen, den Forkert und Kollegin Elena Plener in den sechs Wochen vor den Sommerferien durchgezogen haben, ist die katholische Schule auch bei "Jeki" bereits einen Schritt weiter.
"Unsere Schüler haben das Instrumentenkarussell schon hinter sich. Von 29 Schülern haben sich immerhin 13 dazu entschieden, von Fachleuten Gitarre, Keyboard oder Schlagzeug spielen zu lernen", sagt Ruth Engling, Lehrerin der 2a am Zehntenweg.
In Monheim läuft mit "Momo" ein ähnliches Projekt schon länger, allerdings an allen Grundschulen. "Die Erfahrung dort lehrt, dass 50 bis 60Prozent der Zweitklässler weitermachen", sagt Bernd Schwung, Leiter der Langenfelder Musikschule.
Von "Momo" habe man sich das Beste abgeguckt. "Jeki" in Langenfeld überall einzuführen, hält Schwung für keine gute Idee. "Das wäre ein unheimlicher Kraftakt. Darunter leidet auch die Qualität." Was Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) als Prestigeprojekt mit Blick auf Essen als europäische Kulturhauptstadt 2010 sehe, ist für den Musikschulleiter dennoch wegweisend. "Bald gibt es nur noch Ganztagsschulen, darauf müssen wir Antworten finden."