Karneval 2025 in Langenfeld Kostümsitzung verabschiedet sich nach 16 Jahren
Langenfeld · Das aufwendige Programm von RKV und Prinzengarde ist für die beiden Vereine zu teuer geworden. Am Sonntagnachmittag luden sie zum letzten Mal ein. Damen und Herren feiern offenbar lieber getrennt Karneval.
450 verkaufte Karten für die Kostümsitzung des Richrather Karnevalsvereins (RKV) und der Prinzengarde (PG) ist keine schlechte Resonanz, sagt RKV-Präsident Oliver Dahlhaus. Dennoch war die Sitzung am Sonntagnachmittag vorläufig die letzte ihrer Art. Nach 16 Jahren wird das gemeinsame Event der beiden Langenfelder Vereine aus Kostengründen gestrichen. „Die Zuschauerzahl ging immer weiter runter“, sagt Dahlhaus bedauernd. „Die letzten Jahre lag die Zahl unter 400. Am Sonntag sind vielleicht doch ein paar mehr gekommen, weil sie wussten, dass es sich um die letzte Kostümsitzung handelt“, vermutet er. „Es rechnet sich für uns nicht mehr, weil unsere Vereine vierstellig dazu buttern müssen.“ Das Programm sei immer anspruchsvoll und vielfältig gewesen mit vielen auswärtigen Gruppen, deren Anreise und Verpflegung teuer sind. Und mehr als 35 Euro Eintritt pro Person könne man dem Langenfeder Publikum nicht zumuten.
Vor drei Jahren habe man die ehemalige Prunksitzung in Kostümsitzung umbenannt, damit die Besucher sich nicht mehr gezwungen fühlten, in festlicher Robe zu kommen, sondern zum Kostüm greifen konnten und so motivierter waren. Doch auch diese Maßnahme konnte das Sitzungsformat nach über 16 Jahren nicht retten.
Frauen und Männer
feiern lieber getrennt
„Da wir das Ohr immer nah am Publikum haben, wissen wir, dass Damen und Herren heute lieber getrennt Karneval feiern“, weiß Dahlhaus. Die Frauen möchten sich offenbar unbeobachtet vom Partner bei der Damensitzung amüsieren. Die Männer tendieren zur Herrensitzung, wo sie unter sich sind, so die Erkenntnisse der Langenfelder Karnevalsprofis.
Nichtsdestotrotz ging am Sonntag in der Schützenhalle in Richrath nochmal so richtig die Post ab. – trotz Geschlechtermix im Publikum. Der unvergleichlichen Kölner Musikgruppe „Höhner“ widersteht kein Narrenherz, wenn sie „Ich bin ene Räuber“ und „Schenk mir dein Herz“ schmettert. Und Namen wie Bernd Stelter und „Echte Fründe“ sprechen für sich.
Besonders umjubelt wurden die Körperakrobaten der „Fauth Dance Company“ aus Viersen, die diesmal mit „Ladies“ und „Gentlemen“ gekommen waren. Sie treten sonst eher getrennt auf. Zweifelsohne ein auswärtiger Höhepunkt der besonderen Art – natürlich neben dem Langenfelder Prinzenpaar Holger I. und Manuel I., das auch nach fünf Wochen Dauereinsatz nichts an Überzeugungskraft verloren hat. Sehr liebevoll kündigte Holger I. seinen Ehemann als „mein und euer Prinz Manuel“ an. Mit ihren selbst kreierten Liedern huldigten die beiden Narrenoberhäupter vor allem ihrer Heimatstadt, als „der Stadt, die immer Party macht“ und „dem Ort, wo keiner will mehr fort“. Und wenn sie von unserem „Veedel“ singen, weiß man, das nicht ein Ortsteil in Köln gemeint ist, sondern Richrath. Die beiden singen von Pferden, die dem Prinz die Suppe weg essen und lassen sich die Laune von nichts und niemandem verderben. Für ihre Auftritte sind sie mittlerweile über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.
Trotz Lutschlangen-Kanone und Karneval ließ es sich Sitzungspräsident Oliver Dahlhaus nicht nehmen, mit einem Funken Ernst die Narren im Saal aufzufordern: „Geht wählen!“
Schade eigentlich, dachte man während der Sitzung im gut gefüllten Saal, dass ein doch offenbar so beliebtes Format nicht mehr existiert. Der Abschluss des Nachmittags hatte dann noch einmal eine rührende Nostalgie-Einlage. Gesungen wurden die alten Vereinslieder von RKV und Prinzengarde – geschrieben vom verstorbenen Ehrenbürger Manfred Stuckmann, einem waschechten Rheinländer mit Herz und Humor sowie viel Engagement. Die bekannte Melodie der Unterhaltungssendung „Zum Blauen Bock“ mit Heinz Schenk rief Zeiten in Erinnerung, die viele Jahrzehnte zurückliegen. Eine kleine Zeitreise für die dritte Generation Karnevalisten, die sich mittlerweile in den beiden Langenfelder Vereinen tummeln und auf die närrischen „Opas“ besonders stolz sind. „Ja“, sagt Dahlhaus, „meine Enkel sind alle Mitglied im Verein.“ Vielleicht gibt es ja auch noch einmal von dieser Seite eine neue Idee zum Thema „Kostümsitzung“.