Politik für Kinder in Monheim Elf Jahre kostenfreie Kitas – eine Bilanz
Monheim · Seit 2014 fallen in Monheimer Kitas keine Gebühren mehr für Eltern an – ein Konzept, das laut Verwaltung Erfolg hat und auch in der Politik Rückhalt findet. Experten glauben dennoch, dass das Prinzip langfristig nicht aufrechtzuerhalten ist.
Die Kita-Gebühren in Deutschland schwanken stark. In einigen Städten müssen Eltern für einen Platz mehrere Hundert Euro ausgeben, in anderen ist das Angebot ganz umsonst. So auch in Monheim. In der selbst ernannten „Hauptstadt für Kinder“ sind die Betreuungsangebote in Kindertagespflege und Kindertagesstätten seit 2014 gebührenbefreit. Das stelle „einen wichtigen Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und zur Sicherung optimaler Zukunftschancen“ dar, teilt die Stadt mit.
Das Votum zu dieser Maßnahme fiel 2013 im Stadtrat einstimmig aus. Alle Fraktionen waren sich zum damaligen Zeitpunkt einig, dass die Beitragsfreiheit für die Betreuung in Kitas, Tagespflege und Offenem Ganztag richtig ist. Mehr als elf Jahre nach der Entscheidung schaut die Stadt positiv auf die Entwicklung. „Als Hauptstadt für Kinder hat Monheim am Rhein in den vergangenen Jahren vor allem junge Familien angezogen. Kinder freuen sich über die umfassende Betreuung, Eltern über die damit verbundene Möglichkeit, arbeiten zu können und Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber über flexible Arbeitskräfte“, lässt eine Sprecherin der Stadt mitteilen.
Die Bevölkerungszahl in Monheim ist in den vergangenen zehn Jahren von circa 43 000 auf 46 000 angestiegen. Trotzdem konnte die U3-Betreuungsquote seit 2014 von 36 Prozent auf 58 Prozent gesteigert werden. Zum Vergleich: Im Land NRW liegt die Quote nur bei rund 30 Prozent. „Gelungen ist uns das durch den Aus- und Neubau von damals 17 auf heute 29 Einrichtungen, die Ausbildung von Kindertagespflegepersonen und Investitionen in die Qualität der Betreuung in der Kindertagespflege“, betont die Sprecherin. In Monheim sind nämlich nicht nur Kitas umsonst, sondern auch die Betreuung durch Kindertagespflegepersonen und in der OGS.
Aktuell könne man allen Eltern einen Platz anbieten. In den kommenden Wochen und Monaten werden in den ehemaligen Schulcontainer an der Grazer Straße unter der Trägerschaft von Educcare insgesamt vier Gruppen einziehen. „Damit haben wir für das neue Kita-Jahr 2025/26 eine 100-prozentige Versorgungsquote für die Ü3-Kinder, sodass jedem Kind ein Platz angeboten werden kann“, sagt die Sprecherin. Sie weist aber darauf hin, dass nicht immer in der Wunsch-Kita der Eltern ein Platz frei sei.
Die beitragsfreien Betreuungsangebote sind allerdings kostspielig. „Für die Entlastung von Familien durch nicht erhobenen Kita-, Kindertagespflege- und OGS-Gebühren wurden von 2014 bis 2024 insgesamt rund 82 Millionen Euro verwendet“, sagt die Sprecherin. Dennoch will die Politik daran festhalten. Eine Wiedereinführung der Gebühren sei seitens der Peto weder geplant noch gewollt, sagte die Peto-Fraktionsvorsitzende Stefanie Einheuser im vergangenen Sommer. Und auch die Bürgermeisterkandidatin der Opposition, Sonja Wienecke, erklärte im vergangenen Jahr, sie wolle „so lange wie möglich vermeiden“, in dem Bereich wieder Kosten zu erheben.
Jens Ammann vom Bund der Steuerzahler glaubt hingegen, dass die Stadt dieses Geld künftig nicht mehr aufbringen können wird. „Wir haben niemals kritisiert, dass Monheim Geld für Kitas oder Schulen ausgegeben hat“, sagt Ammann. Aber, vermutet der Experte: „Angesichts der aktuellen Finanzlage werden die kostenlosen Kitas nicht dauerhaft haltbar sein.“