Schulentwicklungsplanung in Langenfeld Neue Realschule sorgt für Sorge bei Gesamtschulen
Langenfeld · Im Schulausschuss nahmen alle Schulleiter den Antrag der Fraktionen, die Gründung einer weiteren Realschule zu prüfen, zum Anlass für eine Schulformdebatte. Warum sie den Wettbewerb um den „Mittelbau“ nicht wollen.
Könnte eine neue Realschule die Lösung sein, um den Bedarf für drei zusätzliche Klassen in Langenfeld zu decken? Alle Ratsfraktionen stimmten am Dienstagabend im Schulausschuss einhellig für ihren Antrag, die Einrichtung einer weiteren Realschule zu prüfen. So soll nunmehr die Verwaltung den Einfluss dieser neuen Schule auf die Schullandschaft in Langenfeld und ihre Attraktivität für Schüler aus den Nachbarstädten ergründen. Außerdem wird sie beauftragt, die Baukosten für eine drei- bis vierzügige Realschule zu ermitteln, die über Ganztag und Mensa-Räume und ausreichende Sporthallenkapazitäten verfügt.
„Es ist voll an unseren Schulen“, erklärte Michaela Detlefs-Doege (CDU). Um diesen Zustand für ihre Schule (und ihre Abneigung gegen die Anbaulösung) zu dokumentieren, waren Schüler und Schülerinnen der Prismaschule in hoher Mannstärke im Sitzungssaal angetreten. Die CDU-Ratsfrau führte aus, dass die beiden bisher verfolgten Lösungen, Anbau an bisherige Schulstandorte und eine neue Gesamtschule, bisher nicht beschlussfähig waren, weil die Voraussetzungen fehlten. Eine kleine Realschule böte den Vorteil, dass sie schnell umsetzbar wäre, auch, weil man nicht von der Schulaufsicht abhängig sei.
Gerold Wenzens (BGL) hob den hohen Zeitdruck hervor und den wichtigen Umstand, dass hierbei alle Fraktionen an einem Strang zögen, „damit nach der Wahl nicht alles zurückgedreht wird“. Er wie auch Dirk Niemeyer (Grüne) gaben ihrer Erleichterung Ausdruck, dass die „Scheinvariante Anbau“ damit unwahrscheinlicher werde. Der Grünen-Ratsherr machte aber auch deutlich, dass sein Herz für eine neue Gesamtschule schlägt. Wenn man nämlich die Schulformempfehlungen unter die Lupe nehme, sei erkennbar, dass durch eine neue Realschule für die anderen „vom Mittelbau wenig übrig bleibt“.
In dieselbe Kerbe schlug auch Raoul Schlösser, Leiter der Prismaschule, der ausdrücklich für eine neue Gesamtschule warb: Er erinnerte an die „mutige Entscheidung vor zwölf Jahren“, seine Schule zu gründen. „Ihr Mut wurde belohnt.“ Eine Realschule würde zu einer Verschiebung der Schülerschaft führen, sagte er und spielte damit auf die Möglichkeit an, Schüler nach der Erprobungsstufe abzuschulen. „Diese Schüler fluten dann die Gesamtschulen“, die für eine „Kultur des Behaltens“ stünden. Außerdem könne eine Realschule nur aus den 20 Prozent Absolventen schöpfen, die ihr Studium mit dem Ausbildungsziel Sekundarstufe 1 abschlössen.
Auch Andreas Bruhn, Leiter der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule, hielt ein Plädoyer für die Gesamtschule und warnte davor, seiner Schule Teile des Mittelbaus, also Schüler mit Realschulempfehlung, wegzunehmen. „Es würden proportional zu viele Hauptschüler und solche mit besonderem Förderbedarf bleiben“, sagte er. Schon jetzt sei man bezüglich des besonderen Betreuungsbedarfes „an der Grenze“ der Möglichkeiten. Er verwies auf „das Negativbeispiel“ der Gesamtschule in Hilden. Bezüglich der Sorge, dass eine neue Gesamtschule künftig nicht ausgelastet sein könnte, erklärte er „das System ist steuerbar“, die Schülerströme lenkbar. Dieser pessimistischen Einschätzung widersprach Frank Theis, Leiter der Kopernikus-Realschule (KOP). Als mit der Gründung der Prismaschule der Abgesang auf seine Bildungseinrichtung als künftiger „Restschule“ angestimmt wurde, habe sich die KOP durch Qualität durchgesetzt. Die angebliche Flut abgeschulter Schüler dämmte er ein: „Das sind gerade mal 1,7 Prozent der Schülerschaft.“
Thomas Jagieniak, Vorsitzender der Stadtschulpflegschaft, wollte wissen, ob denn überhaupt das Potenzial für eine vierte Oberstufe vorhanden sei? Nach Angaben von Raoul Schlösser liegt die Übergangsquote an seiner Schule bei 50 Prozent, die gesetzliche Vorgabe bei 42 Schülern (im ersten Jahrgang). Außerdem verwies auf das Potenzial der einpendelnden Schüler. Die Vertreter von FDP und SPD zeigten sich unglücklich über diese Schulformdebatte, die sei zu diesem Zeitpunkt verfrüht.