Langenfeld: Dem luftigen Abenteuer nahe

Beim Schnupperkurs am Wochenende konnten sich Mutige ein genaueres Bild davon machen, was Sportler am Himmel so fasziniert.

Langenfeld. "Ich kenne keine Flugangst. Ich nehme sie anderen", sagt Helmut Buse (79), Fluglehrer bei der Luftsportgruppe Erbslöh in Langenfeld. 14.000 bis 15.000 Flüge hat er hinter sich. Seit 50 Jahren ist er Fluglehrer. Er nimmt in dem zweisitzigen Segelflugzeug Platz. Vor ihm sitzt sein Schüler Tim Sohn (23). Für Tim ist es der fünfte Flug. Der 15-jährige Tim Rohm hakt die Leine am Rumpf des Segelfliegers fest. Ein Auto wird mithilfe der Leine den Flieger in die Luft bringen. Und dann erhebt sich das Segelflugzeug mit Tim und seinem Fluglehrer in die Luft.

An diesem Wochenende hat der Verein der Luftsportgruppe zum Schnupperkurs eingeladen. Der Landessportbund ist Sponsor. "Auch Mädchen sollten sich da ran trauen", meint Julia Kley (13). Flugangst kennt sie nicht. Aufgeregt vor dem ersten Segelflug ist sie trotzdem. Neun der insgesamt 55 Teilnehmer an diesem Kurs sind Mädchen. "Aber unser großes Ziel ist es, mehr Frauen aufzunehmen. Noch haben wir Männerüberschuss", erklärt Fluglehrer Joel Wagner (23).

Mit 14 Jahren kann man mit dem Unterricht beginnen und ab 16 Jahren die Fluglizenz erwerben. Oft beeinflusst das Hobby später die Berufslaufbahn. Von den 120 aktiven Mitgliedern des Vereins sind 40 Jugendliche. Für Joel Wagner ist es wichtig, dass Jugendliche hier über sich selbst hinaus wachsen und ihre Persönlichkeit entwickeln. Eigenverantwortung, Verantwortung für Andere, Selbstständigkeit, Durchhaltevermögen sind Charaktereigenschaften, die hier quasi nebenbei ausgebildet werden.

Tim und sein Fluglehrer kreisen unterdessen auf 400 bis 600 Metern Höhe über Langenfeld und Monheim. Die Rheinschleifen liegen unter ihm, der blaue Horizont vor ihm. Ein spielzeuggroßes Benrather Schloss erscheint. Luftturbulenzen lassen das Flugzeug zur Seite oder auf und ab schaukeln.

"Eine Wolkenstraße zeigt uns günstige Thermik an", beschreibt Jochen Krenz (68) die Wolkenformationen. Er war früher Orthopäde in Monheim und ist verantwortlich für den theoretischen Unterricht der Flugschüler. Schon am Morgen vor dem eigentlichen Fliegen wurde die Wetterlage beim Piloten-Briefing besprochen.

Günstige Thermik entscheidet auch darüber, wie lange sich der Segelflieger oben halten kann. Bei Regen ist ein Start nicht möglich, weil er die Gleitzahl senkt. Beim Auto würde man von PS sprechen. An diesem sonnigen Samstag können Tim und Helmut Buse 15 Minuten in der Luft bleiben, bevor sich die Spitze des Fliegers gen Flugplatz zur Landung senken muss.

Die Gefährlichkeit des Segelfliegens schätzt Jochen Krenz nicht höher ein als beim Tauchen oder Reiten. "Rauchen ist viel gefährlicher", meint der Mediziner, der in 48 Jahren Flugpraxis nur zwei Abstürze erleben musste - allerdings weil er als Notarzt arbeitet. Als Tim Sohn aus dem Flugzeug aussteigt, ist er zwar aufgeregt, aber von Angst keine Spur.