Langenfeld: Grüße aus einer anderen Welt

Auswanderer: David Krings lebt in Schenectady im US-Bundesstaat New York. Und manches von dem, was er dort sieht, erinnert ihn an seine alte Heimat Langenfeld.

Schenectady/Langenfeld. David Krings ist nicht berühmt. Er ist sympathisch. Aber besonders bekannt ist er nicht. Und wahrscheinlich wäre er den vielen Lesern dieser Zeitung, die ihn nicht kennen, auch unbekannt geblieben, gäbe es nicht den Internet-Auftritt der WZ.

Der heißt wz-newsline.de, verbindet die Zeitung mit der ganzen Welt und David Krings mit seiner Heimat. Wann immer es seine Zeit zulässt, klickt der 35 Jahre alte Computerspezialist auf die Seite, um sich über die neuesten Ereignisse in Langenfeld und Umgebung zu informieren. Anders geht das nicht.

Zwischen David Krings und seinem Geburtsort liegt der Atlantik. Er wohnt in Schenectady im US-Bundesstaat New York. Und das seit acht Jahren schon. "Der Liebe wegen und wegen der besseren Berufsaussichten", sagt der Ingenieur immer, wenn er gefragt wird, warum er das Rheinland verlassen hat.

Seine Frau Wendy lernte er in einem Internet-Chatroom kennen. Aus den täglichen Gesprächen per Computer wurden Treffen im richtigen Leben. Im August 2000 haben die beiden in Connecticut geheiratet. Und David Krings blieb in den Staaten.

Anscheinend ist es mit dem Fachkräftemangel in Deutschland doch nicht soweit her. Denn während Unternehmen in den USA den Softwarespezialisten aus Germany mit Kusshand unter Vertrag nehmen, antworten viele Firmen in Deutschland nicht einmal auf sein Arbeitsangebot. "2006 und 2007 habe ich mich bei verschiedenen Unternehmen in Deutschland beworben - kaum Rückmeldung."

Also lebt Krings immer noch in Schenectady. Das ist alles andere als schlecht für den zweifachen Familienvater. Dort haben die Krings’ ein Häuschen. Gleich nebenan ist eine Wiese, auf der die Kinder Konrad (6) und Alton (3) toben können, wenn schwülheiße Sommer- und eiskalte Wintertage nicht dagegen stehen.

Sonst habe die Stadt vor allem für kleine Kinder allerdings nicht viel zu bieten. "Also nutzen wir die Angebote der umliegenden Städte." Da wären die Bücherei in Guilderland oder der YMCA in Clifton Park. Und auch die Einkaufspaläste, die so genannten Malls, in Colonie und Albany, der Hauptstadt des Bundesstaates New York, sind schöner und größer als die in Schenectady. Amerikaner sind grundsätzlich mobil.

Schenectady ist mit 60000Einwohnern kaum größer als Langenfeld. Aber die wirtschaftlichen Gegebenheiten könnten unterschiedlicher kaum sein. Während Langenfeld die Schuldenfreiheit ansteuert, befindet sich Schenectady noch auf dem Weg dorthin.

Die Stadt hat die Grundsteuern erhöht und die Mehrwertsteuer angehoben, die in den USA Sache der Kreise ist. Der Weg ist also noch lang, zumal die Stadt viel Geld für Sozialleistungen ausgeben muss. In Schenectady leben ungleich viel mehr Menschen an der Armutsgrenze als in Langenfeld. Das bedingt eine höhere Kriminalität, die schnell lebensgefährlich werden kann, weil jeder Amerikaner so viele Schusswaffen kaufen darf wie er will.

Und noch etwas ist ganz anders als in Deutschland. "Die öffentlichen Schulen sind katastrophal", sagt Krings. Die Klassen seien zu groß, die Ausstattung schlecht, und viele schafften das Abitur nicht. Die Konsequenz: Das Ehepaar Wendy und David Krings unterrichtet seinen Sohn Konrad selbst. Das ist in den USA erlaubt, so lange der Unterricht nachweislich auch stattfindet.

"Der Alltag hier", sagt David Krings, "unterscheidet sich kaum von dem in Langenfeld." Aber kleine Unterschiede gibt es doch. So sei es schwierig, gutes Brot zu kaufen. Und Quark gäbe es in den Läden schon gar nicht. "Dafür sind die meisten größeren Lebensmittelgeschäfte rund um die Uhr geöffnet und viele Läden sind auch sonntags offen."

Das ist schon ungewöhnlich für die Freunde aus Deutschland, die Krings und seine Familie in Schenectady besuchen. Aber sie gewöhnen sich ebenso schnell daran, wie Krings sich auf die deutschen Öffnungszeiten einstellt, wenn er wieder einmal für ein paar Tage in der Heimat ist.

Ob er jemals wiederkommt? Diese Frage beantwortet Krings mit einem "vielleicht". Es habe schließlich keinen Sinn, nach Deutschland zurückzukehren, um dann von Sozialhilfe zu leben. "Außerdem muss die ganze Familie zustimmen und sich bewusst sein, was da auf sie zukommt."