Langenfeld – Stadt der Kultur

Bestandsaufnahme: Die Stadt hat sich kulturell ernorm gemacht. Der Kleinstadtmief ist verflogen, meinen Beobachter der Szene.

Langenfeld. "Kultur in Langenfeld - Haben wir genug davon?" Die doppeldeutig formulierte Frage des Abends im Kulturellen Forum war schnell beantwortet: "Kunst und Kultur sind lebenswichtig, davon kann man nie genug bekommen", darin waren sich die Teilnehmer der von der Journalistin Elfie Steckel moderierten Diskussion im mit mehr als 90 Zuhörern überfüllten Saal einig. Dass das reiche Langenfeld sich auf diesem Gebiet ein breites Angebot gönne, was die Stadt attraktiver mache, auch darin stimmten die Experten überein.

Die Verse schreibende und sozial engagierte Unternehmerin und Kunstfreundin Marion Glagau (Orthomol), Fotograf und Bauträger Guido Boes, Skulpturenschmied und Igenieur Franz Leinfelder (Atelierhaus Wiegescheid), Kostümbildner und Landwirt Walter Pauls sowie Bürgermeister Magnus Staheler (CDU), der seit knapp zehn Jahren zugleich Kulturverantwortlicher im Rathaus ist, hatte Christa Kaffsack, Kultur-Sprecherin der Langenfelder Christdemokraten für das Podium ausgewählt.

"Rund fünf Millionen Euro geben wir im Jahr für Kultur aus", rechnete Bürgermeister Magnus Staehler unter Einbezug von Gehältern und Honoraren für Dozenten der Volkshochschule und Musikschule vor. Allein eine Million fließe ins Angebot der städtischen Schauplatz GmbH: Kabarett, Konzerte, Kino. Außerdem würden die Bürgerstiftung der Sparkasse, Unternhemen und private Sponsoren Langenfelds Kulturleben kräftig ankurbeln.

Mit hochkarätigen Ausstellungden im Kulturellen Forum, die auch noch zum Nulltarif zu genießen sind, macht Langenfeld seit zehn Jahren von sich reden. Die Avantgarde der zeitgenössischen Kunst stellt beim Kunstverein und neuerdings auch im Atelierhaus Wiegescheid aus. Darüber hinaus leistet sich die Stadt die gut 350000Euro teure Inszenierung des Industriedenkmals Wiescheider Kotten (siehe Kasten) oder ähnlich kostspielige Kunst im öffentlichen Raum, wie eine 16Meter hohe Lichtstele des weltweit geschätzten Kunstprofessors Heinz Mack. Für Franz Leinfelder ist Kultur mehr als bildende und darstellende Kunst: "Im Internet habe ich allein für den August 76Veranstaltungen gefunden", macht er die Breite des Angebots an einer Zahl fest.

Langenfeld hat sich kulturell prächtig entwickelt. Das musste es auch, denn sonst wäre der Mittelstadt in der Sandwichlage zwischen Düsseldorf und Köln das Publikum ganz weggelaufen. "Heute kommen viele Junge gerne nach Langenfeld zurück, weil uns Festivals wie die von Jochen Herdickerhoff und Klaus Dau organisierten ,Tage des schlechten Geschmacks’ und die ,Gay May Days’ in den 90ern nach vorne gebracht haben", sieht Gudio Boes den Kleinstadtmief von frechen Projekten weggeblasen.

Jugendliche zu Kulturliebhabern zu machen, sieht Magnus Staehler als Pflichtaufgabe an. Für Helmut Konrad, Sprecher der Grünen im Rat, führt der Weg dabei vor allem über die Musik. "Die bald alte Feuerwache, versehen mit dem unverwechselbaren Stempel Jugendkulturzentrum, eignet sich gut für Konzerte und Proberäume für Bands", sagte er. Staehler hält das für eine "Sommerloch-Diskussion". Die neue Nutzung sei noch viel zu weit weg und müsse sich auch rechnen. "Was fehlt ist ein Partyraum, alles andere ist etwas für Großstädte."

Marion Glagau wünscht sich Verbesserungen im Detail: "Die Parkhäuser dürfen nicht schon um 22 Uhr schließen, und mit Platzkarten würde es im Schauplatz kein Gerangel mehr geben."