Hilden: Seniorenarbeit - Mehr als Kaffee und Kuchen

Aus Alten-Zentren mit staubigem Image sind lebendige Nachbarschaftstreffs geworden.

Hilden. Man nennt sie nicht umsonst die "Goldene Generation": Sie haben Zeit, sie haben Geld, und vor allem haben sie Lust am Leben. Die Senioren von heute haben Schwung drauf.

Vorbei sind die Zeiten, in denen Ältere taubenfütternd im Park sitzen, um den Tag herumzubekommen. Nein, wer heute in der zweiten Hälfte seines Lebens ist, will mehr.

Das haben auch die Hildener Senioren-Tagesstätten erkannt. Vor ein paar Jahren stagnierte der Zulauf. Immer weniger Besucher kamen, denn das Angebot wurde zunehmend unattraktiver.

"Die Leute wollen halt mehr als nur Kaffe und Kuchen", erklärt Beigeordneter Reinhard Gatzke.

Aus diesem Grund haben sich die Altentageststätten im Jahr 2001 zusammengetan und ein neues Konzept entwickelt.

In vielen Sitzungen arbeiteten die Leiter der fünf Hildener Tagesstätten die Modernisierung der Seniorenarbeit aus.

Unterstützt wurden sie dabei von ZWAR (Zwischen Arbeit und Ruhestand), einem Trägerverein, der Kommunen und Städte bei der Entwicklung der sozialen Arbeit mit älteren Menschen berät.

Das Ergebnis nach mehr als sechs Jahren Arbeit kann sich sehen lassen. Aus den Einrichtungen mit dem staubigen Image sind lebendige Zentren entstanden, die ihre Gäste ab dem 50. Lebensjahr mit einem riesiegen Repertoire an Programmpunkten anlocken.

Die vielleicht wichtigste Neuerung ist dabei der Name: Nachbarschaftszentrum. "Früher nannten wir uns Senioren-Treff, aber mal ehrlich, welcher 53-Jährige würde denn da freiwillig hingehen", sagt Marie-Luise Barkhoff vom Josef-Kremer-Haus.

Denn die jungen Alten sind die neue Zielgruppe. Sie sorgen dafür, dass das Angebot zeitgerecht gehalten wird.

13 500 Menschen im Alter zwischen 50 und 65 Jahren hat die Stadt Hilden für das Projekt angeschrieben.

Sie wurden ermutigt, sich in den Nachbarschaftszentren zu melden und eigene Netzwerkgruppen zu gründen.

"Nur so kann man sicher sein, dass die Leute auch das bekommen, was sie wollen", sagt Barkhoff.

Die Aktion hatte Erfolg. 1400Teilnehmer sind inzwischen in 76 Interessen-Gruppen aktiv. "Das sind rund elf Prozent, das ist wirklich viel", sagt Gatzke.

In den selbst organisierten Gruppen werden die Ideen nun umgesetzt: Kabarett, Radtouren, Städte-Reisen, Koch-Zirkel - was das Herz des junggebliebenen Älteren begehrt.

Um sich nicht gegenseitig den Rang abzulaufen, haben sich die einzelnen Zentren Schwerpunkte auferlegt.

"Es bringt ja nichts, wenn wir am gleichen Tag, zur gleichen Zeit, das gleiche Programm anbieten", sagt Barkhoff.

Und damit das Programm auch immer mit der Zeit geht, sollen in fünf Jahren wieder alle 50- bis 65-Jährigen angeschrieben und zum Mitmachen aufgefordert werden.