Langenfelds Schüler nehmen Deutschland unter die Lupe

Im Theaterprojekt „Heimat“ setzen sich Gesamtschüler damit auseinander, was typisch deutsch ist.

Langenfeld. "Du bist Deutschland!" Mit diesem Satz warb die Bundesrepublik jüngst für mehr Gemeinsinn und Nationalgefühl. Aber was macht dieses Land aus und was macht es für die Menschen, die hier leben zur Heimat? Braucht eine Gesellschaft Nationalstolz und wie viel davon kann sie ertragen? Diesen schwierigen Fragen sind 16 Schüler der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule seit dem Frühjahr nachgegangen. Ihre Meinungen haben sie mit Hilfe von Elisabeth Schafheutle, Regisseurin der "Blinklichter", jetzt im Zuge des Schauplatz-Festivals "Langenfeld geht fremd!" auf die Bühne gebracht.

"Was heißt Heimat auf Englisch?" Diese Frage steht am Anfang des Stücks. Die Schüler finden heraus, dass es keine Übersetzung gibt, sondern nur Umschreibungen gibt. Für den einen ist Heimat das Zuhause und für den anderen ist es einfach seine Musik oder das Lieblingsessen. Der Zuschauerraum des Schaustalls ist wie für eine Modenschau gestaltet. Die Schüler nutzen nicht nur den Laufsteg, sondern auch die Bühne, um darzustellen, was für sie Heimat bedeutet. Dabei stellen sie sechs für sie typisch deutsche Familien vor.

Da wäre zum Beispiel die alleinerziehende Mutter Dross, deren Tochter gerne wie Paris Hilton wäre. Oder das Workaholic-Ehepaar Bott, das gar nicht merkt, wie schlecht es seinem Sohn geht. Der wird in der Schule gemobbt, weil die Eltern so sehr mit sich selbst beschäftigt sind.

Es ist, als wollten die Gesamtschüler zeigen, wie sie auf keinen Fall leben wollen. Auch dem Publikum wird so der Spiegel vorgehalten. Zwischen den einzelnen Familien-Einblicken gibt es weitere Spielszenen. So tauschen zwei Mädchen ihre Mahlzeit aus. Kasseler gegen Döner - das ist international essen. Oder: Ein Mädchen, das nach Barcelona fliegt, kauft dort nur bei "H&M" und "Zara" ein, isst bei McDonalds und beschwert sich übers schlechte Wetter. Daraufhin urteilt die Freundin: "Hätteste auch gleich hier bleiben können."

Schließlich findet tatsächlich noch eine Modenschau unter dem Titel "Was ist Deutschland" statt. Die Gewinner sind ein Pärchen aus Bayern in Tracht. Ein Modell hat sich eine Deutschlandfahne umgebunden und sagt: "Ich trage Nationalstolz!" Selbst ein Marienkäferkostüm kommt zum Einsatz, denn wie bekannt sein dürfte, ist der Karneval im Rheinland und nicht in Rio de Janeiro zu Hause. Die über den Laufsteg getragene Uhr ist das Symbol für die an den Deutschen geschätzte Pünktlichkeit und auch die weißen Sportsocken in Sandalen, die deutsche Männer gerne im Urlaub tragen, werden gezeigt. Und nur in Deutschland gibt es Schultüten für die Erstklässler.

Zum Schluss zitieren die Darsteller noch Bernd Begemanns Text zum Lied "Deutsche Hymne ohne Refrain". In dem heißt es unter anderem: "Unsere Stadt ist weder groß noch klein, wir haben ein Kino, ein paar Banken ein paar Eisenbahnschranken." Diese Beschreibung von Heimat trifft auch auf Langenfeld zu.