50 Zeichen gegen Rassismus
9.November 1938: Zum 70. Jahrestag der Pogromnacht veranstaltet die Stadt Hilden eine Woche gegen das Vergessen.
Hilden. Sieben Hildener Mitbürger jüdischen Glaubens verloren in der Pogromnacht am 9. November 1938 ihr Leben. Zu ihrem Gedenken will die Stadt zum 70.Jahrestag "ein besonderes Zeichen für Menschwürde und Demokratie sowie gegen Rassismus und Menschenverachtung setzen", sagt Jugenddezernent Reinhard Gatzke. Dies soll mit einer Woche für Hilden und gegen das Vergessen unter dem Motto "Wir gegen Rechts" geschehen.
Wie wichtig es ist, sich an die Verbrechen der Nationalsozialisten zu erinnern, hat die jüngste Vergangenheit gezeigt. Ein Nazi-Aufmarsch im August, rechtsradikale Schmierereien im ganzen Stadtgebiet und Nazi-Aufkleber im Bereich von Schulen belegen, dass es Rassismus und Fremdenhass auch heute in Hilden gibt.
Auch deshalb hat der Stadtrat vergangenes Jahr auf Antrag der Bürgeraktion die Durchführung der Gedenkwoche vom 3.bis 9.November beschlossen. Mit 20.000 Euro werden dabei rund 50 Veranstaltungen finanziert, die vor allem Jugendliche ansprechen sollen.
"Das Virus des Rassismus ist längst nicht überwunden, sondern befällt gerade in der Gegenwart auch junge Menschen", sagt Ulrich Brakemeier vom Jugendamt, der die Aktionswoche koordiniert. Da die Generation der Zeitzeugen ausstirbt, droht die Erinnerung an die Vergangenheit zu verblassen. Deshalb müsse eine Brücke in die Gegenwart geschlagen werden, um junge Menschen mit den Gefahren, die von Rassismus und Gewalt ausgehen, nicht allein zu lassen.
Die Zielgruppe selbst bringt sich ebenfalls in die "Woche gegen Rechts" ein: Das Jugendparlament ist mit drei eigenen Veranstaltungen vertreten. "Die Jugendlichen haben sehr sensibel auf das Thema reagiert", sagt Andrea Nowak vom Jugendamt, die das Jugendparlament betreut.
Vor allem, als ihnen bei einem Rundgang zu den 25 in Hilden verlegten Stolpersteinen, die an die Nazi-Opfer erinnern, vor Augen geführt wurde, was 1938 in ihrer Stadt passiert ist. "Das hat mich schockiert", sagt der 16-jährige Jugendparlamentarier Kevin Buchner.
Als Schüler der Wilhelm-Fabry-Realschule hat er auch erlebt, was fremdenfeindliche Schmierereien an seiner Schule bei seinen Mitschülern angerichtet haben: Angst. "Vor allem die jüngeren Schülerinnen lassen sich davon einschüchtern."