Ausstellung: Bilder aus der Therapie
Die behinderten Kinder der Facheinrichtung Liacon zeigen ihre Kunstwerke.
Hilden. Cansu Demir und Melanie Sprenger sind zwei junge Künstlerinnen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Melanie ist ruhig und verschlossen, Cansu ist kontaktfreudig und sprüht vor Lebensfreude.
Beide Mädchen sind 16 Jahre alt. Sie können den 14. November kaum abwarten. Cansu ist dies deutlich anzumerken, bei Melanie lässt sich die Vorfreude nur erahnen. Aber auch sie sehnt diesen Tag herbei. Sie kann es nur nicht zeigen.
Melanie ist autistisch, schottet sich von der Außenwelt ab. Cansu ist geistig behindert. Beide Mädchen sind Bewohnerinnen der Liacon-Einrichtung an der Horster Allee. Dort werden behinderte Kinder und Jugendliche betreut.
Die künstlerische Betätigung gehört zum pädagogischen und therapeutischen Konzept. "Und eigentlich sind die Bilder zu schade, um sie einfach wegzuwerfen", sagt Liacon-Mitarbeiter Frank Poell. Deshalb werden sie seit dem Jahr 2005 regelmäßig in einer Jahresausstellung gezeigt.
Bisher war diese Ausstellung im eigenen Haus - und fand deshalb außerhalb kaum Beachtung. Das soll diesmal anders werden. Mit Unterstützung des Behindertenbeirates werden 46 junge Künstler (sechs bis 18 Jahre) ihre Arbeiten in der städtischen Galerie im Bürgerhaus, Mittelstraße 40, zeigen. Die Vernissage ist an jenem 14. November (16Uhr), auf den sich Cansu und Melanie so unterschiedlich freuen.
Neu-Deutsch wird es "Outsider"-Kunst (Außenseiter) genannt, was bis zum 22. November im Bürgerhaus zu sehen ist. Die durchaus vorhandene Qualität der Bilder ("wir verbessern uns von Jahr zu Jahr", so Proell) ist dabei zweitrangig. Wichtiger ist, dass die Kinder mehr Aufmerksamkeit und damit eine Bestätigung erfahren.
Dafür haben sie sich schließlich viel Mühe gegeben: "Für manche Kinder ist es eine große Leistung, überhaupt etwas zu Papier zu bringen", sagt Liacon-Mitarbeiterin Regina Klippel. Und für einige Kinder, die wegen ihrer Behinderung nicht sprechen können, ist es der einzige Weg, sich auszudrücken.
In ihren Bildern geben die Künstler viel von sich preis, offenbaren dem Betrachter ihre Gedanken. So hat Cansu einen Spaziergang mit ihrem Vater durch einen Krefelder Park gemalt. Und Melanie ließ sich vom Pop-Art-Künstler James Rizzi inspirieren, als sie die Hochhäuser malte, in denen auch ihre Mutter in Hochdahl wohnt.
Die Bilder (und einige Skulpturen) beschäftigen sich mit dem Thema "Meine lebendige Stadt". Diese Vorgabe war bereits das erste Problem, das die Kinder zu lösen hatten: Was ist eine Stadt? "Auf den ersten Bildern waren nur Häuser", erzählt Poell von der Entstehung der Arbeiten. Erst nach und nach kamen Lebewesen hinzu.
Dass die Kinder diese Fortschritte machen konnten, haben sie nicht zuletzt der Anschubfinanzierung des Dorotheenheim-Fördervereins zu verdanken. Der steuerte zu Beginn des Kunstprojektes 1000 Euro bei. Mit den 2000 Euro der Graf-Recke-Stiftung, zu der die Behindertenhilfe Liacon als Fachbereich der Jugendhilfe Educon gehört, konnten bisher alle Aktivitäten finanziert werden.
Hinzu kommt der Erlös aus dem Verkauf der Bilder (auch als Kalender und Postkarte). Darauf hoffen die Veranstalter auch diesmal, "denn langsam wird das Geld knapp", so Klippel.