Monheim: Der Rheinbogen ist ein Landeplatz für 140 Vogelarten

Zwischen Urdenbacher Kämpe und Monbag-See gibt es seltene Tierarten zu entdecken – sogar Fischadler.

Monheim. Raschelnde Auenlandschaften mit Kopfweiden inmitten hüfthohen Grases, ein lang gezogener Rheinbogen, zahlreiche Wälder, Felder und Wiesen neben ausladender Seelandschaft: Dass Monheim als überwiegend grünes Landschaftsschutzgebiet zwischen zwei Großstädten einiges für Erholungsbedürftige, Naturfreunde und Wochenendwanderer bietet, hat sich mittlerweile über die Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen. Von der Urdenbacher Kämpe am äußersten Ende Baumbergs bis zum Monbag-See an der Grenze zu Hitdorf erstreckt sich das sattgrüne Idyll. Doch nur die Wenigsten wissen, dass im knarrenden Unterholz oder hoch oben in den Lüften eine ganze Reihe seltenster Tierarten umherwuselt, die - teils vom Aussterben bedroht - in Monheim einen ökologisch optimalen Lebensraum bevölkern.

140 Vogelarten gibt es in Monheim zu entdecken. Bis zu 40 von diesen Arten sollen laut Naturschützern bei einem Rundgang durch das Gebiet mit dem Fernglas zu beobachten sein. Holger Pieren (43) kennt sie alle. Er ist Mitarbeiter der Biologischen Station Haus Bürgel am Urdenbacher Weg und zuständig für den Schutz der Arten in der heimischen Natur.

"Der Monbag-See beispielsweise ist ein überregional bedeutsames Überwinterungsgebiet für seltene Wasservogelarten", weiß der Diplom-Geograph. "Rund 25 Vögel wie der Gänsesäger oder der Zwergtaucher, der wie ein kleiner Federball auftaucht und wieder verschwindet, überwintern hier regelmäßig. Sie kommen aus Gegenden, in denen der Mensch ihr Feind ist. Hier haben sie die Möglichkeit, in geschütztem Gebiet zu rasten." Der einstige Zooflüchtling Kanadagans, die stolzen Schwäne und der Haubentaucher sind längst keine Seltenheit mehr am See. Für die rund 100 Brutpaare der Kormorane, die sich hier niedergelassen haben, wurde dieser sogar in Zonen gegliedert, damit auch Segler und Angler den See nutzen können. Und auch die kleine Zauneidechse, die nur den ganz aufmerksamen und vorsichtigen Naturliebhabern vor die Linse des Fernglases huscht, hat seit einiger Zeit ihr Revier auf den freigelegten Sand- und Kiesflächen gefunden.

Als kleine Sensation kann man die Kiebitze mit der langen schwarzen Haube und dem metallisch schimmernden Gefieder bezeichnen, die sich hier gelegentlich tummeln. "Ihr Bestand geht stark zurück", so Vogelexperte Pieren. Dank den Landwirten jedoch, die in der Gegend Ackerflächen stilllegen, und der Biologischen Station gibt es dort noch einige "Wohnmöglichkeiten" für den vom Aussterben bedrohten Vogel.

Allein in der Urdenbacher Kämpe als eine der letzten nicht eingedeichten Auenlandschaften am oberen Niederrhein siedeln rund 70 Vogelarten wie der Eisvogel, die Rohrdommel oder der Schwarzmilan. Hier - wie auch am Monbag-See, dem Haus Bürgel, und man höre und staune, auch im dicht besiedelten Berliner Viertel - wird es auch nachts interessant. Dann nämlich kommen zahlreiche Fledermäuse aus ihrem Quartieren gekrochen und flattern im Schutz der Dunkelheit durch das städtische Gebiet. "Fledermäuse sind selten und stehen deshalb unter Artenschutz", erläutert Holger Pieren. Ganz in der Nähe der Kämpe, wo auch der Fischadler im Herbst als Zugvogel seine Runden dreht oder der Turmfalke auf die Jagd nach Mäusen geht, fließt auch schon der geschlängelte Rheinbogen. Dort eröffnen sich weitere Schutzgebiete gefährdeter Tierarten: Flache Uferbereiche, sumpfige Niederungen, dichte Wälder und das Gewässer selbst beheimaten Exoten wie den papageiähnlichen Halsbandsittich oder die pelzigen Nutrias, die in der Dämmerung zum Gesang der Nachtigallen aktiv werden und ihre Erdbauten herrichten. Sogar verschiedene Möwenarten kreischen manchmal über den Köpfen der Jogger und Spaziergänger. "Der Rheinbogen ist ganzjähiger Brutplatz für Vögel wie den Austernfischer oder den Wiesenpieper. Gleichzeitig ist er Orientierungsachse für Zugvögel auf dem Weg in den Süden", weiß Pieren zu berichten.

Warum aber sucht sich diese Vielzahl seltener und bedrohter Tierarten gerade Monheim als Rast- oder Brutgebiet aus? Auf den Punkt gebracht liegt das an der "Lebensraumvielfalt auf engem Raum", begeistert sich Pieren für das heimische Grün der Flora und Fauna. "In Monheim verzahnen sich die Naturräume des beginnenden Bergischen Landes und des Rheintals. Feuchte und sandige Flächen, dichte Baumlandschaften und Gewässer, sumpfige Niederungen und Auenlandschaften nebeneinander sind die Folge." Ein Rundgang auf leisen Sohlen empfiehlt sich also für Naturliebhaber jeden Alters.