Monheim: Das Gedächtnis der Stadt
Stadtarchivar Michael Hohmeier arbeitet seit 1989 für die Stadtverwaltung. Vor seinen Augen wird Aktuelles zu Geschichte.
Monheim. Der Rathauskeller ist sein Reich. Zwischen Aktenordnern, Zeitungsartikeln und Dokumentenmappen hat Stadtarchivar Michael Hohmeier stets die Übersicht behalten. Er ist der festen Überzeugung: Auf das menschliche Gedächtnis ist kein Verlass. Also sorgt der 49-Jährige dafür, dass wichtige Ereignisse der Stadt nicht in Vergessenheit geraten, sammelt und archiviert akribisch Unterlagen, die die Stadtgeschichte Monheims dokumentieren.
"Die Arbeit des Stadtarchivars ist ein nie endender Prozess", erklärt Michael Hohmeier, während er die Rollregale im kühlen, grell beleuchteten Kellerraum umher schiebt, um sich einen Weg durch die "exakt 3322 Unterlagen" zu bahnen. In Kartons "konserviert" und in säurefreien Umschlagmappen vor dem Zerfall geschützt lagern seine "Schätzchen", die bis ins Jahr 1730 reichen.
Besonders stolz ist Hohmeier auf die Unterlagen aus dem Dritten Reich: "Kurz vor Kriegsende wurden viele Dokumente vernichtet. Monheim wurde verschont, hier sind die Dokumente erhalten geblieben."
Was in den Kellerräumen des Rathauses gelagert wird, liegt in den Händen von Michael Hohmeier. Derzeit sind es rund 400Aktenordner, die daraufhin durchforstet werden müssen, ob ein Ereignis für die Nachwelt von Belang sein könnte: "Als Archivar muss man sich stets im Klaren sein, dass das aktuelle Geschehen auch zur Geschichte wird, und sich Menschen irgendwann einmal darüber informieren möchten."
Mit seinen knapp 20 Jahren Erfahrung als Archivar der Stadt weiß Hohmeier die Relevanz von Dokumenten einzuschätzen. Ein Handgriff - und schon hat er eine Mappe hervorgezaubert, die die Geschichte der Städtepartnerschaft zwischen Monheim und Delitzsch dokumentiert, die im Jahr 1989 in der lokalen Presse kontrovers diskutiert wurde.
Aber nicht nur Zeitungsartikel, auch Plakatsammlungen und Fotos werden in den kühlen Kellerräumen beherbergt. Einen großen Teil der Sammlung machen Ratsbeschlüsse aus: "Von der Stadtverwaltung wird vorgeschrieben, jeden Ratsbeschluss hier festzuhalten", erklärt der Archivar, der seit acht Jahren auch Pressesprecher der Stadt ist.
In seinem Alltag hat Hohmeier auch mit Familienforschern zu tun, die ihre Herkunft ergründen wollen. In vielen Fällen musste Hohmeier dann an das Standesamt verweisen, das Heirats-, Geburts- und Sterbeurkunden verwaltet. Jetzt steht eine Wendung bevor: Ab dem 1. Januar 2009 wird ein großer Teil der Unterlagen ins Stadtarchiv umgelagert. "Jetzt heißt es daher erst einmal Platz schaffen", so Hohmeier zu einer seiner nächsten Aufgaben.
Seine "wertvollsten" Schätze bewahrt der 49-Jährige in einem Nebenraum auf: Geschichtsbücher und Fotobände reihen sich in schweren Metallschränken aneinander. Auch er selbst hat mehrere Fotobände herausgegeben.
Vorsichtig streicht er über die Buchseiten und nimmt sich einige Sekunden Zeit, um jedes der schon so häufig in Augenschein genommenen Fotos noch einmal zu betrachten. "Ein Buch über die gesamte Geschichte Monheims fehlt noch in der Sammlung", bedauert er.
Dass er sich selbst dieser Aufgabe annimmt, ist aber angesichts der vielen Aufgaben, die Hohmeier derzeit ausübt, eher unwahrscheinlich. "Dafür müsste ich mindestens ein Jahr freigestellt werden. Das ist zurzeit nicht drin."