Medien-Projekt für Kinder ist in Planung
Kinder aus dem Berliner Viertel sollen Film drehen über Stärken und Schwächen des Viertels.
Monheim. Die Stadtbibliothek Monheim soll Kinder und Jugendliche aus dem Berliner Viertel als Zielgruppe gewinnen. Sie soll sich mehr den digitalen Medien öffnen. Und sie soll ein Lern- und Aufenthaltsort werden, den jeder gerne besucht — ohne Scheu. So steht es im Bibliothekskonzept 2015 bis 2020. Daher lag es für Sonja Baumhauer, Leiterin des Bereichs Bildung und Kultur, nahe, sich beim Sozialministerium mit einem medienpädagogischen Projekt zu bewerben, das auf die „Verbesserung der Teilhabe-Chancen von Kindern und Jugendlichen in benachteiligten Quartieren“ zielt.
Das Modellprojekt mit dem sperrigen Titel „Spielerisch-medialisierte Aneignung des Berliner Viertels“ durch die dort lebenden Kinder ist eine Kooperation zwischen den städtischen Kultureinrichtungen, der Jugendförderung und der evangelischen Kirche. Von dem Projekt erhofft sich Baumhauer Erkenntnisse darüber, „wie ein medienpädagogisches Angebot beschaffen sein muss, um Kinder aus dem Viertel zu interessieren“. Sie will auch wissen, „wie man sie überhaupt in Bildungseinrichtungen wie die Bücherei locken kann.“
Das Projekt soll aus vier Modulen bestehen. In einem ersten Schritt sollen genauere Erkenntnisse über die eigentliche Zielgruppe gewonnen werden: Wo halten sich die Jugendlichen auf? Wie verarbeiten sie ihren Alltag im Viertel in den modernen Medien? Möchten sie etwas an ihrem Viertel ändern? Diese Studie führt ein Institut durch. Die vor Ort etablierten Institutionen, wie das Haus der Jugend, sollen helfen.
Im zweiten Schritt soll dann die Bibliothek ihre Rolle als „aktives Medienquartier“ einnehmen. Es soll ein Konzept entwickelt werden, wie die Kinder des Viertels an verschiedene Methoden des medialen Umgangs herangeführt werden könnten. Denkbar wäre, Töne des Viertels einzufangen oder unter einem bestimmten Thema digitale Karten zu erstellen. Dazu soll die Bibliothek eine medienpädagogische Fachkraft einstellen.
Endgültig in die Praxis begibt sich das Projekt dann mit einer Ferienaktion, in der Kinder und Jugendliche gemeinsam mit einem professionellen Filmemacher Filme über das Berliner Viertel drehen. Im vierten Schritt geht es dann darum, der Jugend die oft von Erwachsenen verwehrte Teilhabe an der Gestaltung ihres Umfelds zu ermöglichen. Sie dürfen mit Fotokameras losziehen und das ablichten, was ihnen im Viertel nicht gefällt, was sie gerne ändern möchten. Sie können aber auch schöne Ecken zeigen. Filme und Fotos sollen öffentlich präsentiert werden.
Das Projekt soll 94 000 Euro kosten. 80 Prozent der Kosten würde das Land im Falle einer Förderzusage übernehmen. Weil der Landeshaushalt 2017 noch nicht beschlossen ist, steht eine Förderzusage noch aus. „Es gibt mehr Anträge als Mittel“, sagt Baumhauer. Wegen der hohen Kosten würde das Projekt auch nur bei einer Landesförderung umgesetzt.