Monheim: Das Schweigen der CDU
Markus Gronauer wurde als Stadtverbandsvorsitzender wiedergewählt. Das Tabu-Thema Bürgermeisterkandidatur konnte er trotzdem nicht ganz verhindern.
Monheim. "Einige Vertreter der Presse haben ja da wieder aktuell ihr Lieblingsthema - auch wenn es hier gar nicht auf der Tagesordnung steht." CDU-Stadtverbandsvorsitzender Markus Gronauer gab am Dienstagabend im Bürgerhaus gleich zu Beginn der Versammlung die Linie vor mit Wink in Richtung WZ-Berichterstattung.
Unsere Zeitung hatte an dem Tag in einer Analyse "Die CDU sitzt in der Falle" geschildert, dass die Union endlich die Bürgermeisterfrage thematisieren müsse. Gronauer sah das anders mit Verweis auf die Regularien. Deswegen konnte der 38-Jährige trotzdem nicht verhindern, dass genau dieses Thema über allem schwebte im Bürgerhaus.
Auffällig viel Getuschel in kleinen Grüppchen war an diesem Abend bei den rund 40 gekommenen Mitgliedern zu registrieren. Während Gronauer von den Erfolgen der CDU in Monheim erzählte und die Partei auf dem richtigen Weg sah, wurden Blicke getauscht. "Welcher ist denn unser Weg?", war ohne viel Fantasie zu interpretieren.
Würde einer aus Reihen der Monheimer Union an diesem Abend aufstehen und die offene Kandidatendiskussion ums Bürgermeisteramt fordern, um endlich Klarheit zu schaffen? Schließlich will Amtsinhaber Dünchheim erst im Januar kundtun, ob er noch einmal antritt. Dann ist es doch für die CDU fast schon zu spät, bei Absage einen Kandidaten bis zur Wahl im Juni vernünftig aufzubauen.
Überraschend sprach die Haaner Bundestagsabgeordnete Michaela Noll - zwar durch die Blume, aber unüberhörbar - die Situation an. Sie nahm geschickt das Beispiel des überragenden Wahlsiegs von Dirk Elbers im Kampf ums Düsseldorfer Oberbürgermeisteramt vom vergangenen Sonntag auf und interpretierte den Erfolg:
"Ein neuer Kandidat, auf den man sich früh verständigt hat. Man muss wissen mit wem, und das zügig auf den Weg bringen. Geschlossen und ohne Querelen führt das zum Sieg." Gemurmel im Bürgerhaus. Allen war klar: Damit meinte die Südkreis-Abgeordnete, dass in Monheims CDU endlich Klarheit für die Kommunalwahl her muss. "Herzlichen Dank für diese Worte aus Berlin", kommentierte es Gronauer.
Beim Thema Kohlenmonoxid-Pipeline waren die meisten Mitglieder kurz abgelenkt. "Es ist mir auch sehr unangenehm, dass der Ministerpräsident zu dem Thema schweigt", beteuerte Landtagsmitglied Hans-Dieter Clauser. Aber der Abgeordnete sagte auch: "Es geht auf den Wahlkampf zu. Ich stehe für euch bereit." Bereit wofür? Vor allem bereit für wen? - sagten die Blicke vieler Augenpaare.
Blicke waren dann auch das Dominierende, als um 22.07Uhr der Stadtverbandsvorsitzende knapp in die Runde rief: "Weitere Fragen oder Wortmeldungen?" Wagt doch noch ein Monheimer CDU-Mitglied den Tabubruch? Nein. Um 22.27 Uhr wurde die Sitzung geschlossen.
Die ganz entscheidende Frage nach dem Bürgermeisterkandidaten blieb offen - so offen wie die Richtung der CDU mit Blick auf die Kommunalwahl. Aber zumindest wissen die Mitglieder, wer den CDU-Stadtverband die nächsten zwei Jahre führen wird. Sie haben Markus Gronauer mit 36Ja-Stimmen wiedergewählt.